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1. Länderkunde Europas: Mittel- und Westeuropa unter besonderer Berücksichtigung Deutschlands - S. 38

1911 - Leipzig [u.a.] : Teubner
38 Das westelbische Tiefland: Geestland, besonders in der Lüneburger kleide. Im Sommer ist sie in ihrem „Purpur- mantel" des Heidekrautes von eigenartiger Schönheit. Ginster- und Wacholdersträucher, Birken und Biefern, auch Biefernwaldungen finden sich stellenweise, oft tritt aber nur der nackte Flugsand hervor, wo lehmiger Boden die Feuchtigkeit festhält, zeigt sich wohl auch eine üppigere Vegetation; an solchen Stellen und an Bächen und Flutzufern hat sich der Mensch angesiedelt. Der Anbau des Buchweizens, die Zucht der hartwolligen Schafe, Heidschnucken genannt, die honigernten und der Torfstich bilden seit alters die hauptnahrungsquellen dieses Gebietes. Neuerdings wird durch Aufforstung, durch Ver- besserung des Bodens auch dieses menschenarme Gebiet in höherem Matze nutzbar und bewohnbar gemacht. — vom Bande der Geest bis zu den schützenden Dämmen breitet sich die überaus fruchtbare waldlose Marsch aus. Ernst und friedsam, ein Bild der Be- häbigkeit, liegt sie da. Birschen- und Gemüsepflanzungen ziehen sich an der Llbmündung hin, während die Seemarschen überwiegend aus kurzrasigen, fetten wiesen milch- und fleischreiche Binder und kräftige Pferde nähren oder dem Getreidebau dienen, höher als die Marsch liegt zur Flutzeit meist die See. Die Flutwelle dringt in Elbe und Weser weit hinaus und macht deren Mündungen zu wertvollen Häfen, in denen ein gewaltiger Handel von und nach fernen Ländern sich abspielt. Auch der Fischfang lockt hier den Menschen auf die hohe See. Seehandel und Fischfang beeinflussen auch das Gewerbe in sehr starkem Matze. Zahlreiche Werften und andere Einrichtungen stehen damit in Verbindung. Auch werden schon hier vielfach die Bohstosfe verarbeitet, die von Übersee eingeführt werden. So werden Tabak und Zigarren hergestellt, in Mühlen wird der Beis geschält, und die Abfälle der Borkherstellung werden zu Linoleum weiter verarbeitet. Linkr der Elbe. Die Moorgebiete waren früher noch öder als die Heide, denn sie sind streckenweise völlig unwegsam, Heidekraut, vereinzelte Birken und Zwergkiefern sind die einzigen Spuren höheren Pflanzenlebens. Der verkauf des Torfes an die Bewohner der holzarmen Marsch brachte schon in alten Zeiten, wo die Bohlen noch nicht gebraucht wurden, den wenig zahlreichen Bewohnern einen kümmerlichen Verdienst. (Abb. 16.) Streckenweise wird noch heute eine wenig ergiebige Form des Ackerbaus, die Brandkultur, geübt. Die obersten, im Frühjahr ausgetrockneten Torfschichten werden abgebrannt, und in die noch warme Asche sät man Buchweizen. Bach fünf bis sechs Jahren muß das Land 30 Jahre brach liegen. Durch Entwässerung und Bodenverbesserung haben sich aber hier in neuerer Zeit größere, blühende Ackerbaugebiete gebildet. (B.-A. l 3 u. l 4.) Auch betreibt man die Torfgewinnung im großen. Viehzucht und Ackerbau in den ost- friesischen Marschen stehen auf sehr hoher Stufe. Der Iadebusen ist für den Handel bedeutungslos. Auch die Emsmündung mit dem Dollart steht weit hinter der Elb- und Wesermündung zurück. Die Deichbauten. Die erste Nutzung der Marschen ging vom Geestrande aus. Jahrhunderte mußten an den Deichen bauen, um ihnen die genügende höhe und Stärke zu geben. Nur durch den festen Zusammenschluß der Menschen mit einem streng ge- regelten Deichrecht war der Erfolg möglich (wer nicht will deichen, muß weichen; kein Deich ohne Land, kein Land ohne Deich; Spatenrecht). Die Wälle haben eine höhe von 6—6, ja bis 12 m, am Fuße sind sie bis 30 m breit, an der Brone 2—4 m. Zur Abschwächung der Flutwellen fallen sie nach außen sehr langsam ab, sie werden mit Basen oder Steinen „bestickt", an besonders gefährdeten Stellen, wo bei Dammbrüchen alles „auf dem Damm" war, werden noch besondere Schutzbauten angelegt. Ein ein-
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