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1. Länderkunde Europas mit Ausnahme des Deutschen Reiches, Die koloniale Stellung der europäischen Mächte, insbesondere des Deutschen Reiches - S. 41

1911 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Rußland: Iii. Völkerleben und Siedelungen. 4l wir kaufen von Rußland waren im werte von über einer Milliarde: Rußland deckt 60o/o unserer Getreidezufuhr, 33% unserer Buttereinfuhr und ist unser bedeutendster Eier- lieferant (für 65 Millionen Mark). Dazu erhalten wir holz, Flachs, Hanf, Gänse, Fische, Raviar und Gold aus dem Ural. Für unsere Ausfuhr steht Rußland erst an fünfter Stelle, da es nur waren im werte von % Milliarde von uns erhält: Eisenwaren und Maschinen, Webereien und Wollgarne, Farben, chemische Produkte und zahlreiche Artikel der Runstindustrie. Ih. Line riesenhafte Kontinentalmacht mit zahlreichen ungelösten Ausgaben. Die einförmige Tieflandsnatur Osteuropas bestimmt dieses zu einem Einheitsstaat, vorübergehend (1238—1480) schien den Mongolen die Vorherrschaft zuzufallen; dann gelang es aber den slawischen Russen, die von Byzanz aus der griechischen Rirche ge- wonnen worden waren, von dem zentralen Großfürstentum Moskau aus, den Strömen zum Meer folgend, das weite Gebiet in 300jährigem Rampf gegen Schweden (Ostsee- küste), Polen, Türken und Mongolen zu vereinigen. Die versuche, sich einen günstigeren Zugang zum Meer zu eröffnen, sind zumeist mißglückt (Ronstantinopel), und auch in Asien, wo die Russen ein dreimal so großes Gebiet innehaben, besitzen sie nur ungünstige Rüsten, da sie von den Japanern wieder vom eisfreien Ozean verdrängt worden sind. So erscheint Rußland als ein gefesselter Riese. Ruch in mancher anderen Beziehung steht Rußland noch vor ungelösten Rufgaben. Obgleich es 125 Millionen zählt und damit die größte Volksmasse Europas in sich birgt, ist das Sand bei einer Dichte von 23 schwach besiedelt, ein großes Hindernis für die Erschließung der reichen Hilfsquellen, hinzu kommt die niedrige Volksbildung und die ungleiche Verteilung des Besitzes, Rußland ist seiner Rulturstufe nach ein „Halbasien". 80% der Bewohner sind Russen, die in geschlossener Masse das Binnenland bewohnen und von hier aus sich die übrigen nach Abstammung und Religion verschiedenartigen Bestandteile angegliedert haben. Indem die Russen den tieserstehenden Völkern ihre Volksart und Religion schon zum großen Teil aufgezwungen, sie „russifiziert" haben, lösten sie hier wirkliche Rulturaufgaben. Im vertrauen auf ihre große Masse und in dem Bestreben nach Ausgestaltung eines einheitlichen Volkstums mit russischer Eigenart haben sie sich auch kulturell höher stehenden Nationen gegenüber zur Unterdrückung verführen lassen. Nicht nur die feindlichen polen, sondern auch die treubewährten Deutschen und die Finnländer in verfassungsmäßig geschützter Sonderstellung haben die russische Gewaltherrschaft verspürt. Rn den Übelständen waren zum großen Teil die unglücklichen Verfassungsverhältnisse des Zarenreiches schuld, die noch durchaus in der Entwicklung zu Ordnung und Gesetzmäßigkeit begriffen sind. Ruch hat sich der russische Volkscharakter, dem es an Ausdauer und Zuverlässigkeit fehlt, noch erst an seinen großen Ausgaben heranzubilden. Dar Ostseegebiet. Die slawischen polen und Litauer, die größte Masse von Fremden, sind römisch-katholisch. In Polen wie in ganz Westrußland zahlreiche Juden (5 Millionen) in den Städten. Lodz (350 000), Webeindustrie. Warschau (750 000), Brückenstadt an der Weichsel, frühere Hauptstadt Polens. In den Gstseeprovinzen einige hunderttausend Deutsche als Großgrundbesitzer und Städter neben anderen Völkern als niederer Massen sämtlich evangelisch. Liebau (65 000), meist eisfreier Hafen. Riga (300 000), Mittelpunkt des baltischen Deutschtums, zweitwichtigste Handelsstadt der Ostsee. Dorpat (40 000), bis vor kurzem blühende deutsche Universität, jetzt russifiziert. Reval (70 000), deutsche Handels- stadt am Finnischen Meerbusen. Rn dessen innerster Stelle St. Petersburg, 1% Million, auf Sumpfboden erbaut, erste Hauptstadt mit westeuropäischem Gepräge, Sitz der Regie-
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