1897 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Langenbeck, Rudolf
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Oberrealschule, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
106 Dritter Kursus.
nördlich derselben das Osteuropäische Tiefland wieder ohne scharfe
Grenze in das Norddeutsche übergeht.
Im 0. bildet der Aral, das längste der europäischen Gebirge, die
Grenze des Tieflandes. Derselbe ist ein schmales Kettengebirge, das,
an der Jugorschen Straße beginnend, zuerst in einem Bogen nach Sw.,
dann, beständig dem 60. Meridian folgend, sehr geradlinig nach 8.
verläuft. Nach 0. fällt der Ural ziemlich steil zum Sibirischen, nach
W. dacht er sich sanft zum Osteuropäischen Tiefland ab. Nirgends
überschreitet er die Höhe eines Mittelgebirges und bietet daher dem
Verkehr keine großen Hindernisse. Am höchsten ist der unwirtliche,
mit Sümpfen, Mooren und Tannenwäldern bedeckte nördliche Teil; hier
der Töl-Pos-Es, 1700 in. Der niedrigste mittlere Teil ist eben-
falls dicht bewaldet und sehr reich an nutzbaren Mineralien, Stein-
kohlen, Eisenerzen, Gold und Platin.
Das Olleuropäische Tiefland ist keine gleichförmige Ebene, son-
dern wird, ähnlich wie das Norddeutsche, durch Landrücken in mehrere
Tieflandsbecken gegliedert. Die ausgedehnteste Erhebung ist das zen-
trale Plateau, welches zu beiden Seiten des 35. Meridians von
Nnw. nach Sso. sich quer durch das Tiefland erstreckt und in den
Waldar-Höhen, 350 rn, gipfelt. Es bildet eine der Haupt-
masse r s ch e i d e n des Ostens, indem auf ihm die Wolga und deren
Nebenfluß, die Oka, der Don, der Dnjepr und die Düna ent-
springen. Eiir zweiter ausgedehnter Landrücken zieht sich an: rechten
Ufer der Wolga von dein Knie derselben bei Sarepta bis aufwärts
zur Einmündung der Kama hin. Am Ufer des Flusses selbst nimmt
derselbe vollständig bergigen Charakter an. Einen scharfen Gegensatz
dazu bildet das linke, ganz flache Wiesenufer, das häufigen Über-
schwemmungen ausgesetzt ist. Es gehört dem tiefsten Teil des ge-
samten Tieflandes an, der sich von hier nach 8. bis zu den Ufern des
Kaspischen Meeres erstreckt und auf weite Strecken unter den Meeres-
spiegel herabsinkt.
Die Mufft des Osteuropäischen Tieflandes finb im allgemeinen
sehr wasserreich und haben ein geringes Gefälle, so daß sie meist bis
nahe zur Quelle schiffbar sind. Auch war es bei der geringen Höhe
der Wasserscheiden möglich, sie sämtlich durch Kanäle miteinander zu
verbinden, so daß man von jedem der Meere, mit denen das Osteuro-
päische Tiefland in Berührung tritt, zu Schiff nach jedem der anderen
gelangen kann. Die russiscken Flüsse haben daher als Verkehrswege
eine große Bedeutung, um so mehr, als es in vielen Gegenden noch
an guten Landstraßen und Eisenbahnen mangelt. Der Wert der Flüsse
als Verkehrsstraßen wird freilich dadurch beeinträchtigt, daß sie mehrere
Monate im Jahre, die nördlichen sogar länger als ein halbes Jahr,
zugefroren sind.
Zum Eismeer fließen:
1. Die petschora.
2. Die Dwina.