1889 -
Halle a. S.
: Heynemann
- Autor: Tromnau, Adolf
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
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Doch die alte Waldherrlichkeit der Cedern ist dahin. Nur durch Zu-
fall ist ein Cedernhain von etwa 375 Stämmen der Vernichtung durch
Menschenhand entgangen. Er befindet sich im Cedernpaß des Antilibanon
und steht unter dem Schutz des Patriarchen der Maroniten. Etwa 8 der
Cedern find wahre alte Baumungeheuer, die wohl die Zeiten Salamo's ge-
schaut haben mögen. Die übrigen mögen wohl 300 Jahre alt sein. Da
kein Nachwuchs vorbanden ist, so ist es nicht unmöglich, daß die herrliche
Baumart ihrem Aussterben entgegen geht.
Iv. Die Jordansenke.
Von Cölesyrien erstreckt sich nach S-, dem Laufe des Jordan folgend,
eine schmale, von felsigen Höhen begrenzte Thalebene. Vom Meromsee ab
vertieft sich dieselbe zu einer bedeutenden Erdsenke, welche — südlich vom
Toten Meer auf eine kurze Strecke unterbrochen — sich bis zum älani-
tischen Meerbusen fortsetzt. Die heil. Schrift nennt dieses ganze Thal
Ara bah. Heute führt nur noch der Teil südlich vom Toten Meer diesen
Namen, während der nördliche Teil El-Ghor (Unterland, Senkung,
Aushöhlung) genannt wird. Das Ghor bildet mit dem Toten Meer die
tiefste Senkung (Depression) unserer Erde.
1. Der Lauf des Jordan. Der Jordan entsteht aus mehreren
Quellflüssen. Der bedeutendste derselben kommt aus Cölesyrien von den
Vorhöhen des Antilibanon, ein anderer vom großen Hermon. Im Gebiet
der Quellflüsse liegen die Städte Dan, die nördlichste Stadt des gelobten
Landes, und Cäsaräa Philippi. Auf seiner ganzen Laufstrecke ver-
folgt der Jordan einen südlichen Lauf. Der vereinigte Fluß durchzieht
zunächst das Sumpfgebiet des M ero msees. Dieser See liegt noch 83 m
über dem Meere, trocknet in der heißen Zeit fast ganz aus, ist zur Regen-
zeit aber sehr wasierreich. Im Schilf- und Rohrdickicht seines Sumpf-
gebiets leben Wasservögel, Büffel und Eber. Die Gegend war in der
bibl. Zeit verrufen, da auch Räuber und politische Flüchtlinge sich hinter
den unzugänglichen Morästen und Schilfwäldern zu bergen pflegten.
Vom Meromsee in Stromschnellen wild dahinstürmend, fällt der Fluß
jäh durch ein enges, steiniges Thal und durchfließt den klaren Seegene-
zareth, der bereits 191 m unter dem Meeresspiegel liegt. In zahl-
reichen Krümmungen und immer noch sehr starkem Gefälle durchfließt der
Fluß die Thalspalte des Ghor. Von den östlichen und westlichen Höhen
eilen ihm zahlreiche Nebenflüsse zu. Die bedeutendsten derselben sind der
Jarmuck (Hieromap), der Jabock und der Krith. Breit und flach
tritt der Jordan ins Tote Meer, welches 394 m Senkung aufweist.
Da die Jordanquellen 670 m über dem Meere liegen, hat der Fluß in
seinem kurzen, etwa 250 km langen Laufe ein Gefälle von 1064 m. Zur
Schifffahrt ist er nicht geeignet, aber fischreich.