1889 -
Halle a. S.
: Heynemann
- Autor: Tromnau, Adolf
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
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aber der ganze Charakter des Gebirges wird ein anderer. Das felsige
Tafelland wird breiter, die Abhänge schroffer, die ganze Landschaft strenger,
unwirtlicher. Der verwitterte Kreidefels giebt der ganzen Gegend einen
wüsten, öden Anstrich. Einförmig, hin und wieder von rauhen Thälern
durchschnitten, dehnt sich die Hochebene nach S. und S.-W. hin. Einsam,
gewölbt, breit und kahl erheben sich die Berge aus den weiten Tafelflächen.
Die höchsten Erhebungen sind der Ölberg bei Jerusalem (805 w) und
die Höhen bei Hebron (886 in). — Der Abfall nach dem Jordanthal
und dem Toten Meer ist schroff, wüste und felsig. Malerische Schluchten
mit abschüssigen Felswänden führen in steilem Absturz nach dem Salzmeer.
Die unzähligen Höhlen dieser Berge waren der Zustuchtßort aller Ver-
folgten und Bedrängten. (David!) Im S. verflacht sich das Hochland
gegen die welligen Steppen Jdumäas. Gegen Westen und Südwesten ist
die Abdachung allmählich und von vielen kleinen Thälern und Bergzügen
durchsetzt.
b) Diese Gegend zeigte auch Fruchtbarkeit und nicht unbedeuten-
den Pflanzenwuchs. Die frische, feuchte Seeluft, welche vom Meer her
über die Ebene Sephela wehte, umkleidete die Hügel des Westabhanges
mit Gras, Busch und Baum. Auch waren diese Vorhöhen nicht ohne
landschaftlichen Reiz.
Ju der Geschichte Israels bilden diese Hügel und das weite, vorgelagerte
Flachfeld den Kampfplatz in den Philisterkriegen. Hier liegt das Thal Ajalon,
wo Josua die Amoriter schlug; hier sind die Weinbergstiege zu suchen, durch welche
Held Simson zu den Philistern hinabstieg, das Terebinthenthal, wo Goliath
von David besiegt wurde, der Berg Mo din, wo die Makkabäerkriege ihren Aus-
gang nahmen.
Die Hochflächen selbst waren auch früher von geringer Fruchtbarkeit
und zeigten weite Wüstenstrecken. Das weite Wüstengebiet im Osten heißt
schlechtweg die W ü st e Juda. Hier haben wir als Teilstrecken dieses un-
wirtbaren Gebiets die Wüsten Engadi, Maon, Siph, Thekoa,
Quarantania zu suchen.
e. Heute ist Judäa noch unwirtlicher, unfruchtbarer als ehedem.
Die Armut an ausdauernden Bächen und Quellen, der Mangel einer
genügenden Humusschicht auf dem grauen Felsboden, endlich schlechte wirt-
schaftliche Verhältnisse haben die Verödung des Landstrichs vermehrt. Die
kunstvollen Terrassenanlagen aufgeschütteter Dammerde von ehedem sind
durch wolkenbruchartige Regen zerstört; das nackte Felsgerüst tritt überall
zu Tage. Und doch deutet die röthlich-braune Erde, welche in Löchern und
Spalten der Kalkfelsen sich ansammelt und kleine, aber üppige Pflanzen-
oasen ernährt, an, daß allmählich durch umsichtige Arbeit das Land zu
freundlicherem Aussehen umgestaltet werden könnte.
2. Die Bewohner. Trotz der ungünstigen Naturverhältnisie des
Landes war Judäa reich bevölkert und — abgerechnet von den Wüsten —
mit Städten, Flecken und Dörfern übersäet. Zwar bot das Land an und
für sich der Bevölkerung wenig Nahrungsguellen; die Hirten der Berge
waren roh uno verwildert, der Landmann arm. Doch verschiedene andere
Verhältnisse und Zustände begünstigten und erhielten in den Städten,
Märkten und Flecken ein reges und starkes Volksleben.
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