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1. Palästina - S. 28

1889 - Halle a. S. : Heynemann
28 Wirkungen des Kulturstaates auf das Naturvolk nicht aus. Als die einheimischen Könige in Ägypten wieder zur Regierung kamen, wurden die verhaßten Fremdlinge gedrückt und_ mit Frondiensten geplagt. Die sklavische Behandlung konnte auf Körper, Geist und Charakter des Volkes nicht ohne schädigenden Einfluß öleiben, wie denn auch die Mehrzahl der Israeliten, die aus Ägypten zogen, körperlich und geistig sehr heruntergekommen waren. Auch mußten Neigungen zum Natur- und Kälberdienst bei ihnen mit Strenge unterdrückt werden. ' Andererseits hatte bei ihrem geistvollen Führer die in Ägyptenland genossene ausgezeichnete Bildung sehr wesentlich dazu beigetragen, ihn mit jenen Eigenschaften auszurüsten, die sein schwie- riges Führeramt erheischte. — Die ägyptischen Könige dehnten ihre Eroberungszüge späterhin auch über Palästina aus. Dieses Land war ihnen die Vorhut gegen die vor- dringende Macht der Euphratstaaten. Im Jahre 975 v. Chr. plünderte Sisak den Tempelschatz, Necho schlug 609 bei Megiddo den König Josias, der als Verbündeter Nebukadnezars hier fiel, und machte das Land von Ägypten abhängig. Freilich konnte Ägypten Palästina nicht behaupten und wurde schließlich selbst eine Heute der Euphratreiche. Erst unter den Ptolomäern gehörte Palästina etwa loo Jahre lang zu Ägypten. Für Palästina war Ägypten in politischer Beziehung oft das Hinterland gegen die vordrängenden Euphratreiche und die Zufluchtsstätte bei Not und Gefahren. Hosea verband sich mit Sabako von Ägyyten gegen Sal- manasser; Zedekias, der letzte König von Juda, schloß sich an König Hophra von Ägypten an, wie denn überhaupt Israels und Judas Könige mehr zu Ägypten als zu Babylonien neigten. Jeremias floh nach Jerusalems Zerstörung mit dem Rest des Volkes nach Ägypten; die heilige Familie fand mit dem Jesuskinde in diesem Lande eine Zufluchtsstätte vor Herodes. — Die Sinaihalbinsel, ein Glied des „ großen afrikanisch-asiatischen Wüsten- gürtels, ist das Verbindungsglied zwischen Ägypten einerseits und Arabien und Palästina andererseits. a) Das Sinaidreieck schiebt sich zwischen den Meerbusen von Suez und den von Akaba und ist etwa so groß wie Sicilien. Es ist von Wüstenstrecken erfüllt, von größenteils pflanzenlosen, nackten Gebirgen dnrchlagert, von Wadis durchzogen und von Grasthälern und Oasen durchsetzt. Vom Meerbusen von Akaba bis znm Pisgagebirge zieht sich das Gebirge Seir oder Edom hin, welchem im W. das langgestreckte grasreiche Thal Ara bah vorgelagert ist. Die Südspitze der Halb- insel ist von dem nackten Granit-Felsengebirge des Sinai erfüllt, das in seinen höchsten Gipfeln bis 2900 m ansteigt. Im N. der eigentlichen Sinaigruppe zieht sich die bergumlagerte Ebene er Raha hin, wo man auf einer steinigen Hochebene heule 'den Felsblock zeigt, ans dem Moses Wasser schlug. Nördlich da- von, durch Gebirgsgruppen getrennt, liegt das Thal Wadi Scheich (Raphadim?), bemerkenswert durch seine Tarfabäume, eine Tamariskenart, deren Saft sich zu weißen „Manna"-Körnern verdickt und so von den Zweigenden herabfällt. Das schönste Thal ist indes das Thal Farrän, eine gras- und palmenreiche Oase östlich der Sinaigrnppe. Nördlich vom eigentlichen Sinaigebirge zieht sich quer durch die Wüste nach S.-O. das Kalkgebirge Tih hin, an welches sich nach N. und No. die Wüste Paran anschließt. — Die klimatischen Verhältnisse des ganzen Gebiets waren in allen Zeiten nicht so abschreckend und von der Wasserarmut wie heute, und infolgedessen war die Tier- und Pflanzenwelt auch weniger armselig. Zahlreiche kriegerische Völkerschaften durchzogen als Nomaden das Gebiet (Ama- lekiter, Midianiter und Edomiter) und etwa 2mill. Israeliten konnten sich eine Reihe von Jahren hier halten, wo heute kaum 5000 Beduinen sich ernähren können. b) Die Sinaihalbinsel ist mit der Geschichte Israels eng verknüpft und reich an biblischen Erinnerungsstätten. Sie war das Durchzugland des Volkes Israel unter Moses von Ägypten nach dem Lande der Verheißung. Hier zeigte Gott dem Volke seine Macht und Herrlichkeit; hier erzog er es durch Kampf mit den Wüstenvölkern im Laufe der Zeit zu einem freiheitsliebenden, kriegerischen, geistig und körperlich tüchtigen Volke, fähig und würdig, das Land der Verheißung einzunehmen. Hier that er ihm durch Moses unter großen Naturerscheinungen in den „zehn Worten" seinen Willen kund vom Berge Sinai. — Aus der Spitze des
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