1907 -
Berlin
: Oehmigke
- Autor: Janke, Otto, Berthold, Ludwig, Reinecke, Hermann
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Regionen (OPAC): Berlin
19
„Ich stehe auf, Vater, ganz gewiss!“ riefen beide und
gingen zu Bett.
2. Als der Vater am andern Morgen in die Kammer
trat, lagen sie noch bis über die Ohren in den Federn und
schliefen ganz fest. „Heda! ihr kleinen Faulpelze,“ rief der
Vater, „steht auf, steht auf, es ist die höchste Zeit!“
Karl sprang schnell aus dem Bette, zog sich die Kleider
und die Stiefel an und war in wenigen Minuten fertig.
Gustav aber dehnte sich, gähnte und legte sich auf die
andere Seite. „Komm’, Gustav,“ sagte Karl, „mach’ schnell;
sonst gehen wir fort.“ — Gustav aber rührte sich nicht
und brummte verdriesslich: „Lass mich schlafen! Ich bin
noch so müde.“ Der Vater und Karl gingen fort. Der träge
Junge blieb Hegen.
3. Als sie draussen einen kleinen Berg bestiegen hatten,
blieben sie stehen und schauten sich um. Auf den Gräsern
und Halmen lagen Tautropfen, und Nebel zogen über die
Felder. Der Himmel sah prächtig rot aus; denn bald musste
die Sonne aufgehen.
Jetzt kam sie hervor und färbte die Wolken glänzend,
so dass sie wie lauter Gold und Silber schimmerten.
„Ach, wie wunderschön ist das!“ rief Karl aus; „wie
leid tut es mir, dass Gustav das nicht auch sehen kann!“
„Warum ist er so träge“, sagte der Vater; „ein fauler
Knabe bestraft sich selbst.“
4. Sie gingen weiter und kamen in einen dichten Wahl
Die Sonne schien durch die dichten Zweige und leuchtete
auf die Tautropfen im Grase, dass sie Strahlen warfen wie
Diamanten. Die Vögel sangen und hüpften von Zweig zu
Zweig. Eine Nachtigall schlug im Gebüsch.
Wieder blieb der Vater stehen und horchte ein Weilchen.
„Ach, Vater,“ rief Karl, „wie freue ich mich, dass du mich
mitgenommen hast! Wie herrlich singen die Vögel hier!
Schade, dass Gustav nicht hier ist!“ — „Ein Fauler muss
entbehren, was der Fleissige geniesst,“ antwortete der Vater
und ging weiter.
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