1883 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Oberfeld, G.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Lehrerseminar, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule, Lehrerbildungsanstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Alle Sonnenfinsternisse können für einen bestimmten Ort der Erde
sichtbar oder unsichtbar sein. Sichtbar sind dieselben für ihn, wenn
sie eintreten, während er Tag hat, und wenn er in dem vom Mond-
schatten bestrichenen Raume liegt, unsichtbar müssen sie ihm bleiben,
wenn sic eintreten, während er Nacht hat, oder wenn er gar nicht
vom Mondschatten getroffen wird.
8 31.
Physische Beschaffenheit des Mondes.
Jede Stelle der Erde wird, sobald sie in den Kernschatten des
Mondes eintritt, plötzlich v e r f i n st e r t. Dabei zeigt die Mond-
scheibe scharf begrenzte Ränder. Hieraus schließt man, daß der
Mond keine Atmosphäre besitzt. Besäße er eine solche, so würde
das durch sie hindurchgehende Licht abgelenkt werden und die Finster-
nis allmählich eintreten; auch wiirden die Ränder der Mondscheibe
nicht scharf begrenzt, sondern in Dämmerung liegend, also verschwommen
erscheinen müssen.
Es fehlt dem Monde aber nicht allein die atmosphärische Luft,
sondern auch das Wasser. Im luftleeren Raume verdunstet das
Wasser sofort.
Befände sich Wasser aus ihm, so müßte dies, da seine Umgebung
luftleer ist, sofort gasförmig werden und eine Wasserdampfhülle um
ihn herum bilden. Diese würde aber noch stärker lichtbrechend wirken
als eine Hülle aus atmosphärischer Luft; dann müßte die totale
Sonnenfinsternis noch langsamer eintreten und die Mondränder iu noch
höherem Maße unbestimmt erscheinen lassen. Da beides nicht der Fall
ist, muß alles Wasser aus dem Monde fehlen.
Hieraus allein schon folgt, daß es auf dem Monde organische
Geschöpfe von der Art, wie sie auf der Erde vorkommen, nicht geben kann.
Besieht man den Mond durchs Fernrohr, so erblickt man auf ihm
hohe Kettengebirge und gewaltige Ringgebirge. Letztere schließen fast
immer weite Ebenen ein, in deren Mitte sich ein Kegelberg erhebt.
Viele dieser Gebirge sind, zieht man die Größenverhältnisse beider
Weltkörper inbetracht, wohl 3 mal so hoch zu nennen als die der
Erde. Die meisten Mondgcbirge sind mit Namen von Gelehrten oder
anderen berühmten Personen belegt worden.
Die Substanz des Mondes verschluckt von allem auf ihn fallenden
Lichte 830/0, und nur 17°/0 werden reflektiert. Ebenso verhalten sich
auf Erden der Sandstein, ^and und Kies. Daraus hat man vermutet,
es möchte die Mondoberfläche wohl aus einem Stoffe bestehen, der
unserem Sandsteine, dem Quarze, gleich oder wenigstens nahe ver-
wandt ist. Die Bergcsspitzen machen den Eindruck, als ob sie aus
überglastem Sandsteine bestünden. Das führt auf einen noch anderen
Gedanken. Schon das massenhafte Auftreten von Ringgebirgen und deren
eigentümliche Einschlußgebilde legen die Vermutung nahe, daß der Mond