1917 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hirt, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Regionen (OPAC): Provinz Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
I
A. Deutsche Geschichte.
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Stolz auf ihren Reichtum und trotzend auf ihre Macht, suchten sie sich von der
Herrschaft des Kaisers frei zu machen. Die größten Städte, Mailand an der
Spitze, bedrückten in ihrem Übermut die kleineren, die sich darüber beim Kaiser
beklagten. Friedrich verbot den Großstädten ihr Treiben; aber sein Befehl
blieb inibeachtet. Da brach er mit einem kleinen Heere nach Italien auf, ver-
mochte aber gegen die Städte nichts auszurichten. Danit zog er nach Rom,
setzte dort den vertriebenen Papst wieder ein und ließ sich von ihm zum
römischen Kaiser krönen. Eine wütende Volksmenge drang darauf in das
kaiserliche Lager und brachte den Kaiser in große Gefahr. Heinrich der Löwe
ans dem edlen Geschlechte der Welfen rettete ihm jedoch das Leben und besiegte
mit seiner Schar die Eindringlinge. Als der Kaiser aus dem Heimwege nach
Deutschland war, wollten ihn die lombardischen Städte beim Übergang über
die Etsch durch Zerstörung der Brücke mit seinem Heere vernichten. Der Plan
gelang aber nicht; ebensowenig vermochten sie Friedrich an einem Engpässe,
der durch eine Bergfestung gesperrt war, aufzuhalten; denn edle Jünglinge
erkletterten die Felsen und nahmen die Feinde gefangen.
3. Weitere Kämpfe in Italien. In Deutschland sammelte Friedrich ein großes
Heer und zog zum zweitenmal nach Italien. Er bestrafte die lombardischen Städte
und ließ sie fortan durch seine Beamten verwalten. Als sich Mailand wieder empörte,
eroberte er die Stadt und zerstörte sie bis auf den Grund. Durch die Strenge des
Kaisers entstand in Italien große Unzufriedenheit. Tie Städte schlossen einen Bund
und empörten sich. An der Spitze des Bundes stand der Papst Alexander, der Friedrich
in den Bann tat. Wieder mußte der Kaiser nach Italien ziehen. (Sein Heer wurde
dort durch Krankheit so geschwächt, daß er die lombardischen Städte nicht erobern
konnte. Ihr starkes Heer bedrängte ihn vielmehr so, daß er in seiner Not den mächtigen
Herzog Heinrich den Löwen flehend um Hilfe bat. Dieser gebot über Bayern und
Sachsen und war als Reichsfürst zur Heeresfolge verpflichtet. Dennoch verweigerte
er die Hilfe und sprengte trotzig davon. Friedrich wagte nun allein den Kampf mit
dem überlegenen Feinde, wurde aber bei Legnano gänzlich geschlagen und geriet in
große Lebensgefahr. — Nachdem die Kämpfe in Italien 25 Jahre gedauert hatten,
und Friedrich sechsmal über die Alpen gezogen war, sah er ein, daß er die lombardischen
Städte nicht besiegen konnte, und schloß mit ihnen Frieden. Er erkannte Alexander
als rechtmäßigen Papst an und wurde nun vom Banne befreit. Tie Städte erhielten
viele Freiheiten, mußten sich aber der Oberherrschaft des Kaisers unterwerfen und
versprechen, in Italien die Ordnung aufrechtzuerhalten und das kaiserliche Heer zu
verpflegen.
4. Bestrafung Heinrichs des Liiwcn. Heinrich der Löwe hatte unter-
dessen die Wenden im heutigen Mecklenburg unterworfen und ihr Land mit
deutschen Ansiedlern besetzt. So war seine Macht bedeutend gewachsen. Er
hatte sich jedoch durch Hochmut und Gewalttaten zahlreiche Feinde zugezogen.
Als Friedrich itach Deutschland zurückkehrte, bekant er viele Klagen über Heinrich
zu hören. Weil er ihtt auch für seine Treulosigkeit strafen wollte, lud er ihn
vor sich ztlm Gericht. Heinrich ließ aber in seinem Trotz eine dreimalige Vor-
ladung unbeachtet. Daratif erklärte ihn der Kaiser in die Reichsacht und nahm
ihin alle seine Länder. Nun wurde Heinrich von allen seinen Vasallen ver-