1917 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hirt, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Regionen (OPAC): Provinz Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
100
Geschichte.
I
und Sachsen-Weimar standen Preußen zur Seite. Im Herbst 1806 konnten
nur 100000 Mann ins Feld geführt werden. Sie waren mangelhaft gerüstet
und gewohnt, nur in geschlossenen Massen zu kämpfen. An ihrer Spitze standen
zum größten Teil alte Feldherren, die den Anstrengungen des Krieges nicht
gewachsen waren und die neue Kriegskunst nicht kannten. Napoleon dagegen
drang schnell mit 220000 Mann vor und besetzte die Passe des Thüringer Waldes.
Sein Heer war im Kampfe erprobt und an Sieg gewohnt. Er hatte es geübt,
in aufgelösten Schützenlinien zu kämpfen, so daß der einzelne Mann den feind-
lichen Kugeln nicht zu sehr ausgesetzt wurde. Trotzdem zogen die Preußen mit
frohem Mute in den Kampf. Der tapfre Hohenzollernprinz Louis Ferdinand
führte die Vorhut. Bei Saalseld in Thüringen stieß er auf den übermächtigen
Feind und starb den Heldentod. Den Oberbefehl über das preußische Heer führte
der 71jährige Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Vraunschweig. Er
teilte es in zwei Abteilungen, von denen die eine bei Jena, die andre bei Auer-
städt Ausstellung nahm. Am 14. Oktober 1806 wurden beide Heere trotz der
tapfersten Gegenwehr gänzlich geschlagen. Als die Trümmer der besiegten
Truppen auf dem Rückzüge zusammentrafen, hörte jede Ordnung auf; denn
eine Abteilung hatte bisher nichts von der Niederlage der andern erfahren. Der
Rückzug winde zur Flucht. Der Feind war hinterher und machte viele Gefangene.
Der König wollte Napoleon zum Frieden bewegen; doch dieser ging nicht darauf
ein, weil er seinen Sieg voll ausnutzen wollte.
o) Tage der Schmach. Nun folgten für Preußen Tage tiefster Schmach.
Aus Furcht vor dem Feinde suchten die flieheirden Heere so schnell wie mög-
lich vorwärts zu kommen. Deshalb ließen sie Gepäckwagen, Geschütze und be-
deutende Vorräte zurück, die von den Verfolgern erbeutet wurden. Das Heer
des Fürsten von Hohenlohe wurde eingeholt und ergab sich ohne Kampf. Nur
der General Blücher rettete die preußische Waffenehre. Er entwich bis in die
Nähe von Lübeck und ergab sich erst, als es ihm an Schießbedarf und Mund-
vorrat fehlte. Die Befehlshaber der meisten Festungen öffneten den Siegern
ohne Schwertstreich die Tore. So fielen Magdeburg, Erfurt, Spandau,
Stettin und Küstrin rühmlos in die Hand der Feinde. Nur Danzig wurde
später zehn Wochen lang tapfer verteidigt, und Graudenz, Kolberg, Pillau
und drei kleine Festungen in Schlesien, Kosel, Glatz und Silberberg, hielten sich
bis zum Frieden. Napoleon zog in Berlin ein, raubte die Siegesgöttin vom
Brandenburger Tor und sandte sie nach Paris. In Potsdam trat er an den Sarg
Friedrichs Ii. und nahm den Degen des großen Königs zum Andenken mit.
Jeder Verkehr mit England wurde verboten, und alle Häfen wurden für eng-
lische Schiffe gesperrt. Die königliche Familie floh erst nach Königsberg, dann
nach Memel. Sachsen, das bisher treu zu Preußen gehalten hatte, trat dem
Rheinbünde bei und wurde dafür von Napoleon zum Königreich erhoben. Auch
Weimar wußte Napoleon von Preußen abwendig zu machen.
d) Pr.-Eylau und Friedland. Mit Beginn des Jahres 1807 griffen
die Russen in den Krieg ein. Ihr Heer stand in Ostpreußen unter dem Ober-
befehl des Generals Bennigsen. Diesem war auch ein preußisches Heer von