1917 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hirt, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Regionen (OPAC): Provinz Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
I
B. Brcmdenburgisch-Preußische Geschichte.
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seinem Schlosse vorüberziehen sah. Nun schloß er mit Alexander von Rußland
einen Bund, „um Europa freizumachen". Am Geburtstage der Königin Luise
[10. Märzs, die den Tag der Befreiung des Vaterlandes nicht mehr erlebt hatte,
stiftete der König das Eiserne Kreuz als höchste Auszeichnung für Tapferkeit
im Kriege. Am 17. März erließ er den berühmten Aufruf: „An mein Volk",
in dem es hieß: „Keinen andern Ausweg gibt es als einen ehrenvollen Frieden
oder einen ruhmvollen Untergang." Nun ging eine Begeisterung durch das Volk
wie nie zuvor. Das ganze Land glich einen: Kriegslager. „Der König rief, und
alle, alle kamen." Beamte und Lehrer, Studenten und Schüler, Kaufleute und
Handwerker, Bürger und Bauern eilten zu den Waffen. Jeder Unterschied der
Stände war vergessen. Das Unglück hatte alle Landeskinder gleichgemacht.
Wer nicht die Waffen führen konnte, der gab, was ihm entbehrlich war, gerrr hin
für Freiheit und Ehre, König und Vaterland. Ostpreußen ging mit der Ein-
richtung der Landwehr und des Landsturms voran, und die andern Provinzen
folgten bald. Preußen stellte 270000 Krieger, den 17. Teil seiner Bevölkerung,
gegen den Feind. Die „Dichter der Befreiungskriege" [Ernst Moritz Arudt,
Max von Schenkendorf und Theodor Körners begeisterten die Krieger durch
ihre feurigen Lieder und weckten die Hoffnung auf bessere Zeiten.
o) Groß-Görschen und Bautzen. Vor Beginn des ersten Befreiungs-
krieges erließeu die Verbündeten einen Aufruf an die Deutschen. Sie
hofften, die Fürsten des Rheinbundes würden sich ihnen anschließen. Dies
geschah jedoch nicht, und so konnte Napoleon aus Frankreich und Deutschland
ein großes Heer zusammenbringen, mit dem er nach Sachsen vordrang. Bei
Groß-Görschen und Lützen unweit Leipzig wurde er von den Verbündeten
angegriffen. Die Preußen kämpften mit Löwenmut; aber vor der Übermacht
Napoleons mußten sie zurückweichen. General Scharnhorst empfing die Todes-
wunde und starb bald darauf in Prag. [Gedicht: „Auf Scharnhorsts Tod" von
Max von Schenkendorf.s Napoleon nahm nun ganz Sachsen in Besitz und folgte
den Preußen und Russen in die Lausitz. Bei Bautzen kam es zu einer zwei-
tägigen, blutigen Schlacht. Da das Heer Napoleons doppelt so stark war als das
der Verbündeten, wurden diese wieder zum Rückzüge genötigt. Napoleon hatte
jedoch erkannt, daß die Preußen seit Jena und Auerstüdt viel gelernt hatten.
Ärgerlich rief er aus: „Nicht einen Nagel von einer Kanone lassen sie sich nehmen!"
Freund und Feind waren nach den beiden Schlachten so geschwächt, daß auf
Napoleons Vorschlag ein Waffenstillstand für sechs Wochen geschlossen wurde.
Während desselben ließ Napoleon das Freikorps des Majors von Lützow, das
nicht rechtzeitig das rechte Elbufer erreichen konnte, umzingeln und vernichtete
essast ganz. [Gedicht: „Lützows wilde Jagd" von Theodor Körnens
6) Von Bautzen bis Leipzig. Der Waffenstillstand gereichte Napoleon
zum Verderben. Österreich und Schweden traten auf die Seite der Verbündeten,
und England versprach, Hilfsgelder zu zahlen. Die Verhandlungen wegen des
Friedens zerschlugen sich, weil Napoleon in seinem Hochmut zu hohe Forde-
rungen stellte. Nach Beendigung des Waffenstillstandes stellten die Verbündeten
drei Heere ins Feld: die Nordarmee unter dem schwedischen Kronprinzen