1917 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hirt, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Regionen (OPAC): Provinz Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Geschichte.
X
von Volksschulen wurden neu gegründet, und zur Ausbildung der Lehrer richtete
man neue Lehrerseminare ein.
6) Förderung der Landwirtschaft und der Industrie. Bisher
war die Landwirtschaft so betrieben worden, wie es der Sohn vom Vater gelernt
hatte. Zur Hebung des Ackerbaues sorgte der König dafür, daß bei demselben
auch das angewandt wurde, was durch die Wissenschaft erforscht war. Er ließ
aus Hannover den berühmten Arzt und Landwirt Thaer kommen und über-
gab ihm ein Gut zur Errichtung einer Musterwirtschaft. Jetzt entstand auch
eine landwirtschaftliche Hochschule. Hier wurde u. a. gelehrt, aus welchen
Stoffen der Ackerbooen zusammengesetzt ist, womit er am besten zu düngen
ist, welche Feldsrüchte am besten darauf wachsen, und wie der Fruchtwechsel
am zweckmäßigsten einzurichten ist. Von nah und fern zogen junge Land-
wirte nach dieser Hochschule, so daß die Landwirtschaft einen großen Auf-
schwung nahm. —> Auch in der Industrie war ein bedeutender Fortschritt zu
spüren. Für Spinnerei und Weberei, Molkerei und Brennerei, Herstellung von
Schuh- und Eisenwaren und andre Gewerbe, die bisher nur im kleinen betrieben
waren, entstanden große Fabriken, da man eine Menge Maschinen erfand, die
billiger arbeiteten als die Menschenhand.
e) Förderung von Handel und Verkehr. Am Anfange des 19., Jahr-
hunderts erbaute ein Amerikaner das erste Dampfschiff. Bald zeigte es sich,
daß durch die Dampfschiffahrt Handel und Verkehr vollständig umgestaltet
wurden. Man konnte nun schneller und sicherer nach den entferntesten Gegenden
gelangen, so daß die Segelschiffe im überseeischen Verkehr mehr und mehr ver-
drängt wurden. 1812 erfand ein Engländer die erste Lokomotive. Wenig
später legte er die erste Eisenbahn an. Von England kam diese Erfindung
guch nach Deutschland. 1838 wurde zwischen Berlin und Potsdam die erste
preußische Eisenbahn erbaut. 1833 erfanden zwei deutsche Gelehrte den
Telegraphen, der mit Blitzesschnelle Nachrichten in die weite Welt trägt. —•
Handel und Verkehr wurden jedoch in jener Zeit dadurch stark behindert, daß
an den Grenzen jedes deutschen Staates Zölle entrichtet werden mußten. Preußen
hatte am meisten darunter zu leiden, weil sich fremde Staaten quer durch sein
Gebiet zogen. Deswegen schloß es mit den deutschen Nachbarstaaten Verträge,
die zwischen diesen Staaten alle Eingangs-, Durchgangs- und Ausgangszölle
beseitigten. So entstand der deutsche Zollverein. Mit dem Beginn des
Jahres 1834 wurden alle Zölle für den Verkehr in den Gebieten des Zollvereins
aufgehoben. Die Waren aus fremden Ländern wurden nur einmal bei ihrer Ein-
führung in das Zollgebiet verzollt. Den Gewinn teilten die Länder nach ihrer
Einwohnerzahl. Der freie Verkehr im Inneren des Zollgebiets förderte den
Handel, brachte die deutschen Stämme in nähere Berührung und hob das An-
sehen Deutschlands im Auslande. Auch die Einführung eines einheitlichen
Zollgewichts trug viel dazu bei, Handel und Verkehr zu erleichtern. Mit
der Bildung des deutschen Zollvereins war der erste Schritt zur
Einigung Deutschlands unter Preußens Führung getan.