1917 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hirt, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Regionen (OPAC): Provinz Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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136________________ Geschichte. I
dann das väterliche Gut Schönhausen. Trotz seiner Jugend wurde er zum
Deichhauptmann und bald darauf zum Abgeordneten im ersten preußischen
Landtage ernannt. Hier trat er in seinen Reden kühn und schlagfertig jedem
entgegen, den er für einen Gegner der preußischen Krone hielt. Der König
Friedrich Wilhelm Iv. wurde auf ihn aufmerksam und ernannte ihn zum preußi-
schen Gesandten für den Bundestag in Frankfurt a. M. Hier erkannte Bismarck
bald, daß Österreich in Deutschland allein herrschen und Preußen nicht zu An-
sehen kommen lassen wollte. Deshalb vertrat er die Rechte Preußens mit Ein-
sicht, Umsicht und Kraft und gelangte bald zu großem Ansehen in der Versamm-
lung. Nach einigen Jahren wurde
er preußischer Botschafter, erst in
Petersburg, dann in Paris. Als
Prinz Wilhelm König geworden
war, verweigerten ihm die Ab-
geordneten die Mittel zur Um-
gestaltung des Heeres. Um in
dieser mißlichen Lage eine tat-
kräftige Unterstützung zu haben,
wählte der König Bismarck zu
seinem ersten Minister. Trotz des
Widerstandes des Abgeordneten-
hauses wußte Bismarck Mittel und
Wege zu finden, um die Neu-
gestaltung des Heeres zu ermög-
lichen. Als sich in den Kriegen
von 1864 und 1866 das neu-
gestaltete Heer trefflich bewährt hatte, gaben sich die Abgeordneten zufrieden,
und Bismarcks Ansehen stieg mehr und mehr. Den Höhepunkt seines Wirkens
erreichte er, als es ihm gelang, ein neues Deutsches Reich zu schaffen. Zum
Dank für sein erfolgreiches Wirken erhob ihn Wilhelm I. zunächst in den erblichen
Grasenstand, dann in den Fürstenstand und ernannte ihn zum Kanzler des
neuen Deutschen Reiches. Dem „eisernen Kanzler" gelang es, dem Deutschen
Reich Ansehen unter den Völkern zu verschaffen und zwischen Deutschland,
Österreich und Italien den Dreibund zustande zu bringen, der bis heute den
Frieden gesichert hat. 1890 schied er aus dem Staatsdienst und wurde von
Kaiser Wilhelm Ii. zum Herzog von Lauenburg ernannt. Er zog sich auf sein
Schloß in Friedrichsruh zurück und starb im Alter von 83 Jahren. Viele Denkmäler
geben Zeugnis davon, daß das deutsche Volk seine Verdienste zu würdigen weiß.
12. Moltke. Helmuth von Moltke war ein großer, hagerer, ernster Mann, der
viel dachte und wenig sprach, so daß man ihn den „großen Schweiger" nannte. Als
Sohn eines dänischen Generals wurde er im Kadettenhause in Kopenhagen erzogen.
Nachdem er dann kurze Zeit als Offizier im dänischen Heere gestanden hatte, trat er
in den preußischen Kriegsdienst über. Wegen seiner hervorragenden Kenntnisse und
Leistungen wurde er als Lehrer an die Kriegsschule und bald darauf in den Großen
45. Fürst Bismarck.