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1. Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg - S. 2

1917 - Breslau : Hirt
2 Dex Weltkrieg 1914/17. selbst willen; denn ein geschwächtes oder gar zerstückeltes Österreich wäre sür Deutsch- land als Bundesgenosse wertlos. Die deutsche Regierung forderte Rußland auf, seine Mobilmachung binnen 12 Stunden rückgängig zu machen, und fragte zugleich bei Frankreich an, wie es sich in einem etwaigen Kriege Deutschlands gegen Rußland verhalten würde. Rußland gab keine Antwort und eröffnete in der Nacht vom 1. zum 2. August ohne Kriegserklärung an der deutschen Grenze den Kampf. Frankreich erklärte ausweichend, es werde tun, was seine Interessen erfordern. Kaiser Wilhelm hatte nach Ablauf der 12stündigen Frist am Abend des 1. August die Mobilmachung aller deutschen Streitkräfte zu Wasser und zu Lande angeordnet. Um den Franzosen, die im Einvernehmen mit der belgischen Regierung über Belgien in Deutschland einfallen wollten, zuvorzukommen, ersuchte die deutsche Regie- rung den König der Belgier um die Genehmigung zum Durchzug der deutschen Truppen durch Belgien und versprach zugleich Ersatz für allen Schaden, der dabei verursacht werden würde. Als die belgische Regierung dies Ersuchen ablehnte, erfolgte an: 4. August der Einmarsch der Deutschen in Belgien und am Tage darauf die Kriegs- erklärung Belgiens an Deutschland. Damit war für England ein willkommener An- laß für die Einmischung in den Krieg gegeben. Zwar lag der wahre Grund in den: Neid über das Aufblühen des deutschen Handels und der deutschen Kolonien, in der Furcht vor dem Anwachsen der deutschen Kriegsflotte und in dem Wunsche, Deutsch- land zu vernichten; aber nun trat es dem Auslande gegenüber als der Beschützer der belgischen Neutralität auf und erklärte am 4. August Deutschland den Krieg. Somit standen dein: Beginn des Weltkrieges einander gegenüber: auf der einen Seite Deutsch- land und Österreich, auf der andern Rußland, Frankreich, England, Belgien, Serbien und Montenegro, das sich Serbien angeschlossen hatte. Im weiteren Verlauf des Krieges kamen 1914 hinzu: auf unserer Seite die Türkei, auf seiten unserer Gegner Japan. Italien blieb neutral. Ii. Deutschlands Kriegsbereitschaft und Opfermut. Am Abend des 1. August trug der Telegraph die Kunde von der Mobilmachung blitzschnell in die entferntesten Gaue unseres Vaterlandes. Das Geläut aller Kirchenglocken verkündete den Ernst der Zeit. Das war ein Läuten, wie es unser Volk seit 1870 nicht gehört hatte: ein Grabgeläut für den Frieden und ein Weckruf zum Kriege. Und das Volk stand auf. Rote Plakate bezeichneten jedem Reserve-, Landwehr- und Landsturmmanne Ort, Tag und Stunde für die Gestellung zu seinem Tmppenteile. Die deutschen Männer legten ihre Arbeit nieder und gingen heim, um Abschied zu nehmen, und die deutschen Frauen gaben den Scheidenden unter Tränen ihren Segen. Tiefer Ernst, feste Ent- schlossenheit und stolze Siegeszuversicht spiegelten sich in den bewegten Zügen der Menge. Ungeheure Volksmassen brachten dem Kaiser vor seinem Schlosse begeisterte Huldigungen dar, und gleich einem Schwur erscholl in den Sommerabend hinein das wuchtige Schlachtlied von der Wacht am Rhein. Wunderbar schnell griff bei der Mobilmachung eins ins andere wie die Räder einer gewaltigen Maschinerie. Die strengen militärischen Maßregeln wirkten zwar hemmend auf Handel und Verkehr und brachten für den einzelnen mancherlei Unannehmlich- keiten; aber man ertrug alles gern, weil selbst der geringste Bürger wußte, daß Sein und Nichtsein des Vaterlandes auf dem Spiele stand. Außer denen, die sich pflicht- gemäß zum Heeresdienst zu gestellen hatten, meldeten sich über zwei Millionen Kriegs- freiwillige zur Teilnahme an den: heiligen Kampfe. Kaufleute und Beamte, Lehrer und Schüler, Gelehrte und Künstler, Bürger und Bauern, Fabrikbesitzer und Arbeiter, Jünglinge und gereifte Männer wetteiferten in dem Streben, dem Vaterlande ihre
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