1917 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hirt, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Regionen (OPAC): Provinz Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Der Weltkrieg 1914/17.
auch die Nordarmee den Rückzug antreten, so daß Anfang November ganz Siebenbürgen
vom Feinde gesäubert war. Bald darauf drangen die deutsch-österreichischen Armeen
an vielen Stellen über die Gebirgspässe in Rumänien ein und drängten die Rumänen
mehr und mehr zurück. Ende November überschritten Teile der Armee Mackensen die
Donau, drangen gegen Bukarest vor, schlugen die I. rumänische Armee vernichtend am
Argesul und vereinigten sich mit der Armee Falkenhayn. Am 6. Dezember wurde die
Lagerfestung Bukarest erobert.
Iv. Die Kämpfe gegen Italien. Bis zum Mai 1916 war es den Italienern ge-
lungen, im Süden von Tirol einige Kilometer tief in österreichisches Gebiet einzudringen
und dort Befestigungen anzulegen. Mitte Mai unternahmen jedoch die Österreicher
unter dem Erzherzog-Thronfolger einen kräftigen Gegenstoß, vertrieben den Feind fast
ganz aus Südtirol und überschritten in breiter Front die italienische Grenze. Bis Ende
Mai eroberten sie nicht nur die Sperrforts der ersten Verteidigungslinie, sondern er-
stürmten auch die beiden Hauptstützpunkte des eigentlichen Festungsgürtels in Nord-
italien. Später mußte jedoch ein Teil des eroberten Gebietes wieder aufgegeben
werden, weil die österreichischen Tmppen zum Kampf gegen die vordringenden Russen
und zur Verteidigung der Stellungen am Jsonzo nötiger gebraucht wurden. Obgleick es
den Italienern gelang, den Jsonzo zu überschreiten und die Stadt Görz zu erobern, ver-
mochten sie doch nicht aus der dortigen Hochebene nennenswerte Fortschritte zu machen.
V. Der See- und Luftkrieg, a) Die Schlacht vor dem Skagerrak. Bei einer
Fahrt, die unsere Hochseeflotte Ende Mai 1916 nach Norden unternahm, wurden am
31. Mai feindliche Streitkräfte gesichtet. Sogleich eilte ein Aufklärungsgeschwader von
Kleinen Kreuzern, Torpedobooten und fünf Großen Kreuzern dem Feinde entgegen.
Rollender Donner schwerster Geschütze verkündete das Zusammentreffen mit dem
Feinde. Bei ruhiger See entwickelte sich zunächst eine Kreuzerschlacht, die durch Son-
nenschein und klares Wetter begünstigt wurde. Schon nach 15 Minuten war ein feind-
licher Schlachtkreuzer durch einen unserer Volltreffer vernichtet, und andere Schiffe der
Gegner litten schwer. Aber auch unsere Schiffe wurden stark beschädigt, und in
den inneren Schiffsräumen begann der harte Kampf gegen die Verwüstung durch
schwere Geschosse, gegen das nachdringende Wasser und das ausbrechende Feuer. Aber
auch im Angesicht des Todes taten unsere Braven während der ganzen Seeschlacht kalt-
blütig ihre Pflicht. Nach einstündigem Kampfe kamen den Feinden fünf von ihren
neuesten Schlachtschiffen zu Hilfe; sie wurden von unseren Torpedobooten sofort mit
Erfolg angegriffen. Als bald darauf von Süden her drei Geschwader unserer Linien-
schiffe unter dein Oberbefehl des Admirals Scheer nahten, wichen die Feinde nach
Norden zurück und wurden von unserer Flotte verfolgt. In biefem zweiten Abschnitt
des Seekampfes kam es nur zum Feuergefecht auf weite Entfernungen. Bald begann
jedoch der dritte Gesechtsabschnitt, der „Kamps mit der vollständig versammelten eng-
lischen Hauptstreitmacht", die unter Führung des Admirals Jellicoe aufgetaucht war.
Bei unsichtigem Wetter tobte der mörderische Kampfs bei dem alle Schiffsgattungen
zur Verwendung kamen, hur und her. In später Abendstunde endigte dieser Haupt-
abschnitt der sechsstündigen Tagesschlacht mit einem vollen Erfolg unserer Waffen. An
diesem Ergebnis konnten die Feinde auch in den bald folgenden Nachtkämpfen nichts
mehr ändern. Als der Morgen des 1. Juni anbrach, waren die feindlichen Schiffe ver-
schwunden. Wenn somit unsere Flotte dem Feinde vor dem Skagerrak auch keine
entscheidende Schlacht liefern konnte, so war es doch ein schöner Sieg über einen
doppelt so starken Gegner. Die Verluste der Engländer betrugen 23 Schiffe mit rund
120 000t Gehalt und 7000 Tote, während wir nur 10 Schiffe mit rund 60 000 t Gehalt