1917 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hirt, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Regionen (OPAC): Provinz Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Der Weltkrieg 1914/17.
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2. Amerikas Übertritt zu unseren Feinden. Wenige Tage nach der Über-
reichung der deutschen Friedensnote schlug Wckson den kriegführenden Mächten vor,
sie möchten ihm ihre Bedingungen mitteilen, unter denen der Krieg zum Abschluß ge-
bracht werden könnte, und zugleich angeben, durch welche Mittel für spätere Zeit ein
Krieg zu verhindern sei. Die deutsche Regierung erklärte daraus dem Präsidenten,
ein unmittelbarer Austausch zwischen den kriegführenden Mächten sei der einzige Weg,
zum Frieden zu gelangen; die Maßnahmen zur Verhütung eines künftigen Krieges
könnten jedoch erst nach dem Frieden in Angriff genommen werden. Durch die Frie-
densnote hatte Wilson in aller Welt den Anschein zu erwecken gesucht, als ob er ein
wahrer Friedensapostel sei. Er tat aber nichts, um England zur völkerrechtlichen Krieg-
führung zu bewegen. Der Hungerkrieg gegen Deutschland wurde fortgesetzt, ebenso
die Bedrückung der Neutralen. Da beschloß die deutsche Regierung, vom 1. Februar
1917 ab den uneingeschränkten B-Bootkrieg rücksichtslos durchzuführen. Nun setzte es
Wilson im amerikanischen Senat durch, daß die diplomatischen Beziehungen zu Deutsch-
land abgebrochen wurden und forderte die Neutralen aus, dasselbe zu tun. Sein
Vorschlag wurde jedoch von den Neutralen abgelehnt. Eine regelrechte Kriegserklärung
Amerikas au Deutschland erfolgte nicht; aber der Senat beschloß auf Wilsons Vorschlag
die Feinde Deutschlands mit Rat und Tat kräftig zu unterstützen.
d) Griechenland u. a. Nach dem Rückzüge von Gallipoli suchte England einen
neuen Stützpunkt für weitere Unternehmungen im Osten. Unter dem Vorwände,
daß es dem bedrängten Serbien Hilfe bringen wolle, besetzte es die griechische Stadt
Saloniki und drang von dort aus gegen Serbien und Bulgarien vor. Der frühere
griechische Ministerpräsident Venizelos unterstützte dies Unternehmen in verräterischer
Weise. Griechenlands Widerspruch gegen die unerhörte Verletzung des Völkerrechts
blieb unbeachtet. Als König Konstantin, der Schwager unseres Kaisers, sich weigerte,
auf die Seite unserer Feinde zu treten, wandte England Zwangsmaßregeln gegen ihn
und sein Land an. Die militärisch wichtigen Eisenbahnlinien wurden von den Eng-
ländern besetzt. Englische und französische Beamte überwachten das gesamte Ver-
kehrs- und Postwesen. Die Gesandten und Konsuln der Mittelmächte und andere
Angehörige der deutschen und österreichischen Niederlassungen wurden verhaftet und
ausgewiesen. Feindliche Kriegsschiffe drangen in die griechischen Häfen ein und sperr-
ten das Land von jedem Verkehr ab. Dadurch entstand eine große Hungersnot, so daß
Griechenland sich gezwungen sah, auf Verlangen seiner Peiniger die Armee zu ent-
waffnen, die Geschütze abzuliefern und die Kriegsschiffe zu übergeben Dies alles
konnte jedoch den König nicht dazu bewegen, die Neutralität aufzugeben. Gern hätten
unsere Gegner schon damals König Konstantin abgesetzt; aber sie fürchteten den Zorn
des russischen Kaisers, der dem Könige und seinem Lande freundlich gesinnt war. Als
jedoch im Frühjahr 1917 beim Ausbruch der russischen Revolution Zar Nikolaus ent-
thront worden war, brachte der Vertreter Frankreichs und seiner Bundesgenossen den
König Konstantin durch Drohungen dahin, daß er abdankte und sich in die Schweiz
zurückzog. Sein zweiter Sohn Alexander wurde sein Nachfolger; aber er blieb nur
ein Schatteukönig. Der Verräter Venizelos riß die Gewalt an sich und brach die Be-
ziehungen zwischen Deutschland und seinen Verbündeten ab. Die Vergewaltigung
Griechenlands müßte für alle neutralen Staaten ein warnendes Beispiel sein. — Im
weiteren Verlauf des Krieges traten u. a. noch auf die Seite unserer Gegner: Brasilien,
China und Siam.
Iii. Der Krieg gegen Rumänien. Am 6. Dezember 1916 hielten unsere sieg-
reichen Gruppen ihren Einzug in Bukarest und nahmen dann sogleich mit Nachdruck