1917 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hirt, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Regionen (OPAC): Provinz Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Geographie.
Ti
I. Das nördliche Vorland der Alpen.
Eigenart der Landschaft. Das Hochgebirge besitzt gewaltige Natur-
kräfte. Donnernd fahren die Lawinen zu Tat, und langsam schieben sich die
Gletscher zur Tiefe hinab. Auf ihrem Rücken und in ihren Eismassen tragen
diese gewaltige Felsblöcke mit sich fort, und auf ihrem Grunde zerreiben sie
das Gestein. Die Gletscherbäche aber reißen auf ihrem ungestümen Laufe atlen
lockern Felsschutt mit sich fort, durchwühlen die Täler und überschütten das
Land mit Geröll. In einem früheren Zeitabschnitte, der Eiszeit, reichten
die Gletscher viel tiefer als heute. Ein weites Vorland der Alpen war da-
malsvergletschert und empfing von den Gletschern und den Gletschergewässern
die obere Bodendecke. Auch seine klimatischen Verhältnisse werden von dem
Hochgebirge beeinflußt. Dieses sperrt deu warmen Südwinden den Weg, die
feuchten und kühlen Nordwestwinde aber stauen sich an ihm.
In dem nördlichen Vorlande der Alpen lassen sich zwei Gebiete unterscheiden,
das Schweizer Hügel- und Flachland westlich vom Bodensee und die
größere Schwäbisch-Bayrische Hochfläche östlich von diesem.
1. Das Schweizer Hügel- und Flachland.
Die Alpen; der St. Gotthard. Im Alpenvvrlande westlich vom Boden-
see schaut man zil den schneegeschmückten Alpenketten empor, die vom Ge-
birgsstock des St. Gotthard nach Sw., N. und No. ausstrahlen und das
Schweizerland so herrlich schmücken. Der St. Gotthard, benannt nach einem
Hospiz, bildet zwischen den hochragenden Alpenketten ein eingesenktes Plateau
von etwa 2000 m Höhe. Vor Erbauung der Gotthardbahn (Gotthard-Tunnel
15 km) war er eine wichtige Übergangsstelle über das Gebirge, da Flußtäler den
Anstieg zu ihm erleichtern. Eine solche Senkung des Gebirgskammes heißt Paß.
Alpenfliifse. Auf dem St. Gotthard oder in seiner Nähe entspringen Vier-
Alp enflüsse, deren tiefe Täler die Alpenketten voneinander scheiden. Nach
Sw. fließt der Rhone, der den großen Genfer See (580 qkm) durchströmt.
(Welche Richtung hat der Rhone zuerst? Wo ändert er dieselbe? Welche von
den beiden Strecken ist die längere? Welche Gestalt hat der Genfer See? Wo
tritt der Rhone wieder aus dem Genfer See heraus?) Nach No., in umge-
kehrter Richtung als der Rhone, fließt der Rhein, der auf dem St. Gotthard
selbst einem kleinen See entströmt. Dieser Abfluß, Vorderrhein genannt,
nimmt noch den Mittel- und Hinterrhein auf. Der vereinigte Fluß strömt
dann nach N. den: Bodensee (540 qkm) zu. Noch zwei andre Flüsse entstehen
am St. Gotthard oder in dessen Nähe, die Aare, die nach Nw., und die Reuß,
die nach N. fließt. Die Aare durchströmt den Brienzer und den Thuner
See, die Reuß den Vierwaldstätter See, dessen Gestade den Schauplatz
der Tell-Sage bilden.
Alpenketten. Mit Hilfe der genannten Alpenslüsse können wir die Schweizer
Alpenketten begrenzen. Zwischen Rhone und Aare erhebt sich die mächtige