1917 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hirt, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Regionen (OPAC): Provinz Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Naturbeschreibung.
Iii
2. Wie es sich ernährt. Das Schwein ist ein Allesfresser. Fleisch- und
Pflanzenkost behagt ihm; Ratten und Mäuse, Frösche, Eidechsen, Schlangen,
Würmer, Insekten aller Art, selbst Aas frißt es. Es verschmäht auch nicht
Wurzeln, Knollen, Obst, Eicheln, Bucheckern und andre Dinge. Vom Menschen
bekommt es gekochte Kartoffeln, Schrot, Erbsen, Bohnen, Hafer, Milch, Spülicht
und andre Abfälle. Mit lautem, häßlichem Schmatzen verzehrt es alles, was
sich ihm bietet. Um sich die Nahrung aus der Erde, aus Schmutz und Schlamm
selbst zu suchen, gebraucht es seinen Rüssel mit der Wühlscheibe. Während des
Wühlens grunzt das Schwein fortwährend; von Zeit zu Zeit stößt es heftig
Lust durch die Nasenlöcher, um deren Verstopfung durch den Schmutz zu
verhüten. Seine Zähne zermalmen alles: oben und unten besitzt es sechs große,
scharfe Schneidezähne, die zum Abbeißen der Nahrung vorzüglich geeignet
sind. Die Eckzähne, die besonders gut beim männlichen Schwein entwickelt
sind, nennt man Hauer. Sie werden zum Durchbrechen des Bodens und zum
Ausheben von Wurzeln gebraucht. Die Backenzähne, teils spitz-, teils stumpf-
höckerig, sind für seine tierische und pflanzliche Nahrung geeignet.
3. Warum es als Haustier gehalten wird. Nicht wegen seiner Schönheit,
sondern allein wegen seines Nutzens züchtet es der Mensch. Alles von ihm
wird verwendet: Fleisch, Fett, Haut, Borsten und Knochen. Will man vom
Schwein aber rechten Nutzen haben, so muß man es auch gut pflegen: ihm
geeignete, reichliche Nahrung geben und es in reinlichen, luftigen Ställen, nicht
in dumpfen Schmutzlöchern halten. Wenn das Schwein auch im Freien gern
im Moraste wühlt, so liebt es doch ein reinliches, trockenes Lager im Statte.
4. Wodurch das Schwein dem Menschen gefährlich werden kann. Jni
Fleische des Schweines leben die Trichine und die Finne. Jene erzeugt die oft
lebensgefährlich werdende und sehr schmerzhafte Trichinenkrankheit. Aus
der Finne entwickelt sich der Bandwurm, ein häßlicher Schmarotzer, der allerlei
Beschwerden verursacht. Gegen beide suchen wir uns durch die amtliche Fleisch-
schau zu schützen (S. 173).
2. Wiederkäuende Paarhufer.
1. Horntiere.
Das Hausrind.
1. Das Rind, unser nützlichstes Haustier. Es gibt uns Milch, Butter
und Käse. Nach seinem Tode nützen uns alle Teile seines Körpers: das Fleisch
als Nahrung, das Fett zur Bereitung von Kunstbutter, von Lichten, von Seife,
die Därme werden zum Wurstmachen verwendet, aus den Haaren wird Filz,
aus der Haut Leder, aus den Knochen das Knochenmehl, aus den Hörnern
werden Knöpfe, Kämme, Pfeifenspitzen und andre Dinge bereitet. Sein Dünger
ist wichtig für die Ackerbestellung; dem Landmann zieht das Rind Pflug und
Wagen.