1896 -
Meißen
: Schlimpert
- Autor: Schreyer, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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grenze treffen wir Johanngeorgenstadt. Böhmische Flüchtlinge gründeten
die Stadt 1 (»54 in der Waldwildnis. Sie stellt jetzt besonders feine
Kästchen ans Holz und seine Handschuhe ans Ziegenleder her. 0. Zwischen
der oberen Mulde und dein Schwarzwasser erheben sich wie zwei riesige
Grenzwächter der Anersberg und der Naminclsberg. Zwischen beiden
liegt der Ort Karlsfeld an einem rötlichen Wasser ans frischer Gebirgslehne.
Es fertigt Hohlglas, Turmuhren und Dachpappe. Die Gegend zwischen Karls-
feld imb Johanngeorgenstadt wird wegen der rauhe» Luft. der langen Winter
und der häufigen Sommernebcl als „sächsisches Sibirien" bezeichnet.
«). Dns Lrzgebirgsthal dep Zscyspau.
l. Die Zschopau entspringt am Fichtelberge in einer Höhe von
1050 in und mündet nach einem Laufe von 100 km in die östliche
Mulde, 100 in hoch über dem Meere. Ihr Lauf ist nördlich, ihr Gefälle
stark (die „Tosende"), ihre Benutzung vielseitig, ihre Ufernatnr prächtig.
2. In die obere Zschopau münden die Bergwasser Schina, Pöhla
und Preßnitz ein. An ihr liegen die kleineren Gebirgsstädte Schlettau
und Wollenstem. Beide zeigen Schlösser. Das Sch los; Schlettaus ist
der Sitz einer Maschinenfabrik, dasjenige Wolkensteins der Sitz des
Amtsgerichts geworden. Auch Wiesenbad und „Warmbad" liegen an
dem Oberläufe der Zschopau, zwei Bäder, deren heilkräftige Wasser und
frische Wnldnatnr von Kranken vielfach aufgesucht iverdcn. 3. Bei Wolken
stein ist die Zschopau erst ein eigentlicher Fluß geworden, der nun munter
zwischen Fclsenwündcn, Buchen- und Fichtenhöhen und griincn Matten
dahinfließt. Dort, wo er in scharfer Wendung einen vorspringenden
Thalriegel umzieht, steht das Schloß Scharsenstein ans stolzer Höhe.
Bald darauf senken sich die hohen Ufer. Es bildet sich eine Thal-
weitung, in der Zschopau liegt, ein alter Übergangsort, den die Feste
Wildeck schützte, jetzt ein Sitz der Baumwollenspinnerei.
l. Die Zschopau nimmt die Flöha ans. Das Thal derselben wird
durch Wald und Wiese geziert. Es ist weiter und milder als das der
Zschopau. In schöner Gebirgslnst liegt Bad Einsiedel hart an der
böhmischen Grenze. Würzige Gebirgskränter nähren die Rinder bei
Sahda („Bntterstraße"). Die Buchen des Waldes werden zu Holzwaren
in Seiffen verarbeitet. Bei Olbernhan werden sie zu Spielwareu gedreht
und geschnitzt. In dem netten Grünhainichen werden die Holzwaren
für Küche und Spieltisch in den Handel und zur Ausstellung gebracht.
5. Der Flöha fließt links die schwarze Pockau zu. Sie führt uns in
das wildeste Gebirgsthal hinein. Hohe Felsenwände steigen an dem
schäumenden Wasser ans. Dunkle Nadelwälder hüllen die Höhen ein.
Tiefe Schluchten liegen zu unseren Füßen. Nur der Schrei der Falken
unterbricht das Schweigen im einsamen „Kriegwalde". 0. Der Land-
rücken zwischen der Zschopau und der Flöha trägt über dem Städtchen
Schellenberg die leuchtende Augustnsburg. Sie wurde vom „Vater
August" erbaut, zeigt l Ecktürine, dazwischen ein Sommer-, Linden,
Hasen- und Küchenhaus, eine Kapelle und einen 170 m tiewn Brunnen.