1905 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Baltzer, Justus, Leonhardt, Carl
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Geschlecht (WdK): Mädchen
§47. Die Balkan-Halbinsel.
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besonders in Bulgarien wird Ackerbau getrieben, stattliche Laubwaldungen
dehnen sich weit aus, die Eiche herrscht vor, so daß stellenweise Schweine-
zucht getrieben wird. Auch Obst, besonders Pflaumen (Bosnien), wird
angebaut. Doch liegt die gesamte Bodenkultur infolge der Jahrhunderte
langen Mißwirtschaft der Türken sehr danieder. Von Haustieren wird
überwiegend das Schaf gezüchtet, welches ein Hauptnahrungsmittel der Be-
völkerung ist, und im Tal der Morawa das Schwein, weil die großen
Eichenwaldungen eine gute Mast liefern. Griechenland hat sich im letzten
Jahrhundert nach der Befreiung vom Türkenjoch bei seiner tatkräftigen
Bevölkerung bedeutend gehoben. Da das Innere wenig Getreide, nnr
Öl, Wein und Trauben (Rosinen, Korinthen) hervorbringt, haben die
Griechen ihre alte Tätigkeit, den Handel, wieder aufgenommen.
4. Bevölkerung. Als Übergangsland von Asien nach Europa
ist die Balkanhalbinsel zu allen Zeiten der Schauplatz von heftigen, an-
dauernden Kämpfen gewesen. Im Altertum hatten die hochbegabten
Griechen den S. inne und behaupteten trotz ihrer Zersplitterung in
viele kleine Staaten die Herrschaft über das Mittelmeer. Sie gingen im
großen Römerreich auf. Dieses erlag im 14. Jahrhundert deni Ansturm
der mohammedanischen Türken, welche 1453 Konstantinopel eroberten
und die im R. ansässigen Bulgaren und Serben unterwarfen. Unter der
Türkenherrschaft ging die Kultur des Landes sehr zurück. Ihr Vor-
dringen nach Ungarn und bis Wien (1529 und 1683) war ein Schrecken
für ganz Europa. Doch wurden sie glücklich zurückgeschlagen (Prinz Eugen
von Savoyen) und verloren ein Gebiet nach dem andern. In blutigen:
Kampfe (1821—29) riß sich Griechenland los.
Die jetzige Bevölkerung ist daher sehr gemischt. Im R. wohnen
Slawen, nämlich die Serben und Bulgaren, im W. die Albanesen, im
O. die Türken, zwischen ihnen und im ganzen S. die Griechen. Außer
den Türken, welche sich zur Religion des Mohammed oder dem Islam
bekennen, gehören alle andern Völker der griechisch-katholischen oder ortho-
doxen Kirche an.
5. Staaten und Städte:
1. Die Türkei.
Außer den Besitzungen im w. Asien und nw. Afrika umfaßt das
türkische Reich in Europa zwei Provinzen, Rumelien und Albanien, und
vier tributpflichtige Staaten, Bulgarien, Ostrumelien, Bosnien und Kreta.
Die unumschränkte Herrschaft des Sultans, der zugleich die höchste geist-
liche Macht in Händen hat, ist durch die fortwährende Geldnot und die
Bestechlichkeit der Beamten sehr behindert, er hat den Einflüssen mancher