1911 -
Halle a. d. S.
: Verl. der Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Lampe, Felix
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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§ 8. Die Britischen Inseln.
Siebenmal so groß wie das Deutsche Reich ist Indien mit rund (Vorderindien.)
300 Mill. <$., beinahe Vs der Menschheit, nächst China das volkreichste Land
der Erde. England beherrscht es mit wenigen Tausenden der Seinen. Der
größte Teil des Heeres besteht aus Seapoys ssipeusj, d. h. Eingeborenen-
Truppen. England hat den Anbau, Gewerbesleiß und Verkehr so sehr geför-
dert, daß die Hälfte der asiatischen Ein- und Ausfuhr auf Indien kommt.
Indien hat ein so großartiges Eisenbahnnetz erhalten wie außerhalb Europas
und der Union kein anderes Land. Indien liefert nächst der Union die
meiste Baumwolle, aber auch viel Getreide zur Ausfuhr, obwohl im
übervölkerten Gangesgebiet ein einziges Ausbleiben des Monsunregens
genügt, um furchtbare Hungersnot durch unzureichende Ernte herbei-
zuführen; denn die Bevölkerung ist wegen ihrer Dichtigkeit auf Vollernten
angewiesen. Hindostau liefert ferner Indigoh das massenhafteste Opiums
in seinem So. (Bengalen) die Jute sdschütes^, am Himalaja den von
den Engländern erst nach Indien gebrachten Tee; an der Malabarküste
und in Ceylon wächst die duftigste Rinde des Zimt-Lorbeers; Ceylon
ist durch seine Kokoswälder, durch den mit Glück dort angepflanzten
Chinarindenbaum, vor allem aber durch seinen Tee wichtiger als
durch seine wertvollen Perlen und Edelsteine.
Die Gangesebene enthält die meisten der etwa 30 indischen
Großstädte über 1 Ht. E. Die besonders dichtbevölkerte Landschaft nach der
Mündung hin heißt Bengalen; hier ^Kalkutta fkalkataj, wichtiger Ein-
fuhrhafen Indiens am Hugli, dem auch für Seeschiffe befahrbaren, west-
lichsten Mündungsarm im großen Gangesdelta, Sitz der Regiernng Indiens
(des britischen Vizekönigs), noch im 18. Jahrhundert ein Fischerdorf, jetzt
über 1 Mill. E. Am Zusammenfluß von Ganges und Dschamna *Alla-
habad fallahabädj, n. davon *Lucknow fläknauj, flußabwärts ^Benares
sbenaresj, Hauptsitz der brahmanischen Gelehrsamkeit und Frömmigkeit, mit
heiligen Badeplätzen am Ganges, der göttliche Verehrung genießt; auf den
Straßen wandeln heilige Rinder. *Delhi an der Dschamna, früher Residenz
des Groß-Moguls, voll prächtiger Paläste. — Im Himalaja gehört
das Land Sikkim zum britischen Besitz, ebenso im W. das schöne Hochtal
1 Infolge der Herstellung von künstlichem Indigo durch die deutsche chemische
Industrie ist die Indigo-Ausfuhr auf 1/7 des Wertes eingeschrumpft, den sie vor
10 Jahren hatte. — 2 Ein getrockneter Milchsaft der unreifen Kapseln des auch bei uns
gebauten Schlummermohns (Papäver somniferum). Indisches Opium ist für die Eng-
länder ein gewinnreicher Ausfuhrgegenstand nach China, da sich die Chinesen weit und
breit dem Laster des Opiumrauchens ergeben, das leider ihre Gesundheit und Arbeits-
kraft untergräbt. — 3 Faser eines Krautes, das zu sehr festen Geweben für Waren-
ballen, auch für Möbel- und Gardinenstoffe verarbeitet wird.