1911 -
Halle a. d. S.
: Verl. der Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Lampe, Felix
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Geschlecht (WdK): Mädchen
§ 2. Das deutsche Volk.
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7. Sachsen, auch Niedersachsen genannt, von Westfalen bis
nach Schleswig-Holstein; sie reden im Gegensatz zu den vorher genannten
Stämmen plattdeutsch, die ältere Form unserer Muttersprache, die einst
auch die mittel- und süddeutschen Stämme redeten, bis sie im Lauf des
Mittelalters die oberdeutsche (hochdeutsche) Lautverschiebung annahmen,
so daß aus bat das wurde, aus Tid Zit und Zeit usw.
8. Friesen längs der Nordseeküste und auf den deutschen Inseln
der Nordsee; sie sprachen ehemals alle das von den übrigen deutschen
Mundarten sehr abweichende Friesisch, reden jetzt fast überall niedersächsisch.
Einige nordgermanische (dänische) Bevölkerung besindet sich im
n. Schleswig, einige romanische (französische) in Lothringen. Polen
werden als Arbeiter in die rheinisch-westfälischen Industriegebiete gezogen
und leben viel auch in Berlin.
Dafür gibt es rund 100 Mill. Deutsche außerhalb der Reichs-
grenzen: 10 Mill. als österreichische Untertanen, 2^/h als ungarische,
5^ Mill. deutsche Holländer und 3 3/4 Mill. Belgier deutschen Stammes,
21/2 Mill. deutsche Schweizer. In Nordamerika leben etwa 13 Mill.,
in Südamerika 1/2 Mill. Deutsche, in Afrika 2/3 Mill., in Frankreich
1/2 Mill., in Rußland 1% Mill. Ungerechnet dabei sind die angel-
sächsischen Germanen Großbritanniens und Nordamerikas und die dänischen
und skandinavischen Nordgermanen.
In römischer Zeit haben sich nach Sprache und Sitten vornehmlich
die Ostgermanen von den Westgermanen unterschieden; jene aber sind
während der Jahrhunderte der Völkerwanderung fortgezogen und zugrunde
gegangen. Aus dem Westgermanischen entwickelte sich das Deutsche. Nach
der Eigenart vornehmlich des Lautbestandes, aber auch des Wortschatzes1
unterschied sich im Mittelalter das Süddeutsche als Hochdeutsch vom
Norddeutschen, dem Niederdeutschen oder Plattdeutschen. Zwischen
beiden Sprachbezirken wurde von einigen Franken und von den Thüringern,
die sich am wenigsten unter den germanischen Völkern von ihren alten,
heimischen Sitzen entfernt hatten, das Mitteldeutsche gesprochen.
Hauptsächlich Thüringer kolonisierten die ostsaalischen Slawen-
lande, Königreich Sachsen und Schlesien, und übertrugen somit auch ihre
c) Andere
Bevölkerung
d) Deutsche
im Ausland
3. Sprache,
a) Das
Deutsche.
1 So sagt der Süddeutsche Samstag statt Sonnabend, Bube statt Knabe,
verkleinert mit le statt mit chen (plattdeutsch ken), spricht nit statt nicht. Längs der
großen Berkehrsstraße des Rheins geht das süddeutsche nit ausnahmsweise von der
Schweiz nach N. bis in die Niederlande. Der starke Reiseverkehr der neueren Zeit
schleift überhaupt die Stammeseigentümlichkeiten ab. Viel Süddeutsches, z. B. das
Wort Bube, bürgert sich im N. ein, und besonders die plattdeutsche Sprachgrenze
rückt immer mehr nach N.