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1. Für Oberklassen - S. 311

1882 - Altenburg : Bonde
311 um mich abzuholen," sagte Ludwig gefaßt, „ich bitte nur um einen Augen- blick." Er übergab sein Testament einem städtischen Beamten, forderte dann seinen Hut und sagte mit fester Stimme: „Gehen wir!" Aus der Treppe sah er den Geistlichen auf sich warten. Er wollte von ihm Abschied nehmen. „Nein," erwiderte dieser edle und standhafte Tröster, „mein Berus ist noch nicht zu Ende," und er folgte ihm in einem zweiten Wagen, da ihm die Herzlosigkeit nicht verstattete, an Ludwigs Seite Platz zu nehmen. Langsam ging der Zug durch eine Doppelreihe von Soldaten — über 40 000 Mann standen unter den Waffen — dem Revolutionsplatze zu, wo die Guillotine aufgerichtet stand. Es dauerte über eine Stunde, ehe man ankam. Es war die letzte Prüfung für den armen König, gewiß eine der härtesten. Als Ludwig aus dem Richtplatze angekommen war und den Wagen verlassen hatte, trat ihm sogleich der Geistliche zur Seite. Mit festem Schritte stieg der Verurteilte die Stufen des Blutgerüstes hinan und empfing dort den Segen des Priesters. Er ließ sich, obwohl mit Widerstreben, die Hände binden, trat dann aber lebhaft, wenngleich schon entkleidet, gegen die linke Seite des Schafotts hervor und begann mit vernehmlicher Stimme: „Franzosen, ich sterbe unschuldig, und du, unglückliches Volk--------", da übertönte das Wirbeln der Trommeln, wozu seine Henker schnell das Zeichen gegeben hatten, seine Stimme. Er trat zurück, die rohe Gewalt der Scharfrichter nicht abwartend; der Priester rief ihm zu: „Sohn des heiligen Ludwig, steige zum Himmel empor!" und das einst gekrönte Haupt des milden Königs fiel. Kaum war die Hinrichtung geschehen, so drängten sich tausende herbei, und viele davon tauchten, die Gefahr und die Wut der Schreckens- männer nicht achtend, ihre Taschentücher in das Blut des Königs. Die Henker Ludwigs fühlten das Gefahrvolle des Drängens der Menge auf dem Schafotte; man eilte deshalb so viel als möglich, den Leichnam ihren Blicken zu entziehen, und um auch nicht den kleinsten körperlichen Rest übrig zu lassen, welcher der treuen Liebe zur tröstenden Erinnerung, zur heiligen Reliquie werden, aber auch gerechte Rache herausfordern könnte, versenkte man den Körper in ungelöschten Kalk, als wenn man das An- denken des Vaters aus dem Gedächtnisse guter Kinder, eine schändliche That aus den Tafeln der Geschichte weglöschen könnte. 249. Sandwirt Hofer. 1. Zu Mantua in Banden Der treue Hofer war, In Mantua zum Tode Führt ihn der Feinde Schar; Es blutete der Brüder Herz, Gauz Deutschland, ach, in Schmach 3. Doch als aus Kerkergittern Im festen Mantua Die treuen Waffenbrüder Die Händ' er strecken sah, Da rief er aus: „Gott sei miteuch, Mit dem verratnen deutschen Reich Und mit dem Land Tirol!" Der Tod, den er so manches Mal Vom Jselberg geschickt in's Thal Im heil'gen Land Tirol. und Schmerz! 2. Die Hände auf dem Rücken Andreas Hofer ging Mit ruhig festen Schritten, Ihm schien der Tod gering,
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