1882 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: ,
- Hrsg.: Runkwitz, Karl
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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Fälle das Abendmahl genommen, wie es die Jäger nahmen, ehe sie zur
Seehundsjagd auszogen. Wer stirbt, nimmt diese Beruhigung mit sich
hinab, sowie die andere, daß Weib und Kind von der Gemeinde nicht
verlassen werden.
312. Der Lappe und das Renntier.
Das Renntier weidet auf den hohen, wüsten Fjellen Finnmarkens,'
aus jenen fürchterlichen Süinpfen, deren braune Decke das bittere Renn-
tiermoos trägt, und neben ihm reift die Moltebeere als einzige Frucht.
Wenn die Sommerhitze hier oben eintritt, sieht es sich von zahllosen
Das Renntier.
Mücken- und Fliegenschwärmen verfolgt, welche Menschen und Tieren
das Leben wahrhaft unerträglich machen. Es dringt daher von selbst
daraus, daß seine Herren mit ihm an die kühle Meeresküste oder in die
tieferen Thäler hinabziehen, wo die Wolken des Ungeziefers in den
Winden zerstieben. Kaum aber naht der Herbst, so erwacht die Begierde
nach dem Schnee der Berge, und vergebens wäre es, dem Verlangen des
Tieres zu wehren. Die ganze Herde der ohnehin nur halbgezühmten
Renner würde gewaltsam entlaufen, um in wilder Freiheit niit ihren
Brüdern die Gebirge zu durchirren.
Zieht der Lappe im Herbste auf die Alpen zurück, so werden die
Renntiere mit allem Eigentume beladen, wie man Pferde beladet. Es
werden dazu die stärksten ausgesucht, und man verteilt möglichst die Last,
denn das Renntier trägt nicht viel. Den großen Leittieren werden Glocken
angehängt, und so wandelt die Karawane, die mindestens 200, zuweilen
aber 2000 Geweihe zählt, die öden Fjellen auswärts in die unermeßlichen
Wüsten, gefolgt von der Familie und umkreist von den wachsamen Hunden.
Ter Hausvater bestimmt endlich einen zur Winterrast geeigneten Ort.
Hier baut er seine Hütte. Dabei sucht er gern die Nähe einer geschützten