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1. Für Oberklassen - S. 434

1882 - Altenburg : Bonde
434 ein heimisches Ruheplätzchen und in dem Vorsteher des Klosters einen treuherzigen Tiroler fanden, mit dem sich in jeder Beziehung Deutsch reden ließ! Der folgende Tag war der Tag des Herrn; er brachte süße Ruhe für Leib und Seele. Nachdem wir alle die heiligen Orte gesehen hatten, welche die klösterliche Überlieferung aufweist, eilten wir zur engen, winkeligen Stadt hinaus und die freien Berge hinan, die ja unbezweifelt dieselben waren wie damals, als der Herr hier wandelte. Eine große Anzahl nazarethischer Frauen und darunter einige ganz anmutige Ge- stalten kamen uns von dein sogenannten Marienbrunnen mit gefüllten Krügen ans den Köpfen entgegen und verfolgten mit ihrer freundlichen Zudringlichkeit meine Frau so lange, bis sie den Schleier lüftete und sich vom Kopfe bis zum Fuße beschauen ließ. Sie glaubten wohl als morgen- ländische Christinnen eine Art Recht zu haben, ihrer abendländischen Schwester einmal ordentlich ins Gesicht zu sehen und zu lachen. Sie drückten die dargebotene Hand ganz herzlich. Angelangt auf der Höhe der ziemlich steilen Berge, von deren einem der wütende Volkshaufe den Herrn hinabstürzen wollte — welch eine prachtvolle Aussicht sahen wir da sich eröffnen! In der Ferne und in der Nähe ein wahres Meer von Gebirgen! Im Süden die Gebirge Samarias; im Norden die Berge Safeds, jener „Stadt auf dem Berge"; im Westen der langgestreckte Karmel; im Osten die den See Genezareth umwallenden Höhenzüge; dann in nächster Nähe der anmutige Tabor und ein Teil des kleinen Hermon; in weitester Ferne aber die Gestalt des großen Hermon. Zur Linken dämmerte das Mittelmeer herüber, und ringsum lagerte sich die zwar jetzt von allem Grün entblößte, aber dafür im Immergrün glor- reicher Erinnerungen prangende Ebene Jesreel, von deren nördlichem Ende in einer Entfernung von etwa 12 üin Kana-el-Djelil herdümmerte, in aller Wahrscheinlichkeit jenes Kana in Galiläa, wo der Herr zum ersten Male seine Herrlichkeit offenbarte. Dicht zu unseren Füßen endlich lag tief unten im Felsenbecken., wie angeschmiegt Nazareth, ein wahres „Veilchen Galiläas"; einzelne Öl- und Feigenbäume, aber hier und da auch ein von dichtem Kaktus eingehegter Garten belebten die grauen Wände des Felsenbeckens, während würzige Kräuter uns in nächster Nähe süß umdufteten. 316. Jerusalem. Welch' eine herzerschütternde Sprache reden diese Hügel, diese Steine, Mauern und Türme! Wer möchte sie zählen alle die Thränen, welche über diese Stätten geweint sind; wer vermöchte zu sagen, wie viel Blut geflossen über die Steine dieser Stadt, und wie viel Flammenwogen sich über diese Hügel wälzten! Zn vielen Malen erstürmt, verwüstet, aufgebaut und zerstört, steht sie doch immer noch, wie aus ewigen Bergen gegründet. Die Stadt ist auf vier Hügeln erbaut, von denen der Zion mit der Burg Davids und der Morijah mit dem Tempel Jehovahs hie wichtigsten sind. Nach drei Seiten hin ist Jerusalem von schroffen Thälern umschlossen, im Westen vom Gihon-, im Süden vom Hinnom-, im Osten vom Josaphatthal; nur die Nordseite entbehrt einer solchen natürlichen Befestigung. Von der Herrlichkeit des alten Jerusalem, von
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