1911 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Gieseler, Albert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
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Mehr als die Hälfte der Bewohner sind Polen. Im östlichen
Leil des Landes wohnen fast nur Polen. Die staatliche „Ansiedlungskommission"
hat die Aufgabe, größere Güter zu erwerben, zu zerteilen und an deutsche
Ansiedler zu verpachten und zu verkaufen. Dadurch und durch Förderung des
Schulwesens hofft man das Deutschtum in den Ostmarken zu stärken.
Städte. Unter den zahlreichen Städten Posens ist nur eine
Großstadt: Posen (137 T.), die jüngste Residenzstadt Preußens. Die Stadt
ist der Verkehrs-, Industrie- und Handelsmittelpunkt der ganzen Provinz. Der
Handel erstreckt sich vorwiegend ans die Landesprodukte von Posen und Russisch-
Polen, nämlich Holz, Wolle, Schweine, Felle und Honig. Zum geistigen
Mittelpunkt ist Posen durch Gründung der Kaiser Wilhelm-Akademie geworden.
Eine Zierde der Stadt ist das stolze Kaiserschloß. Bromberg (54 T.) ist
ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Dadurch und durch seine Lage an der
Brahe und dem Bromberger Kanal*) ist sie ein Hanpthandelsplatz für Holz,
Wolle und Getreide geworden. Gnesen (24 T.), ehemals Krönungsstadt der
polnischen Könige, besitzt in dem Grabmal Adalberts von Prag, des Apostels
der Deutschen, ein Nationalheiligtum der Polen. Von den Kleinstädten sind
die wichtigsten Schneidemühl, Lissa, Rawitsch.
Der Nördliche Landrücken.
A. Allgemeines.
1. Der Nördliche Landrücken ist ein breiter Höhenzug mit zahl-
reichen von Seen und Mooren erfüllten Einsenkungen, der von der
Grenze Ostpreußens bis nach Jütland hin die Gestade der Ostsee
begleitet. Durch drei Quertäler wird er in vier Platten zerlegt (Holsteinische,
Mecklenburgische, Pommersche und Preußische). Wegen der zahlreichen Seen,
die mit ihren herrlichen, oft von Laubwäldern umrahmten Ufern der Gegend
einen großen Reiz verleihen, nennt man die einzelnen Teile des Landrückens
Seenplatte.
2. Der Landrücken verdankt seine Bodengestalt der Eiszeit.
Vor der Eiszeit war hier schon ein Höhenzng. Die Grundmoräne bedeckte
das Grundgestein mit dichten Lehm-, Mergel- und Sandschichten. Auf ihrem
Rücken haben die Gletscher auch die gewaltigen Geröll- und Steinhaufen
herbeigetragen, die am Südrand des Landrückens oft in einer Breite von
mehreren hundert Metern aufgetürmt sind. (S. Seite 34.)
Als sich beim Eintritt der wärmeren Zeit das Eis zurückzog, haben sich
die Gletscher längere Zeit auf dem Höhenzug gehalten. Die kältere Temperatur
*) Der Bromberger Kanal beginnt bei Rakel und verbindet die Netze mit der
Brahe und diese mit der Weichsel.