1913 -
Berlin
: Oehmigke
- Autor: Nohl, Walther
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Geographie, Brandenburg
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von der „Pike" auf dienend, machte er alle Stufen dieses Werkes
durch, bis er sich nach einigen Jahren zum Geschäftsführer empor-
gearbeitet hatte. Unter seiner Leitung nahm die Egellssche Fabrik
einen großen Aufschwung, so daß der Besitzer ihn zum Mitdirektor
ernannte. Der Bau von Dampfmaschinen, der bisher nur von
einigen Berliner Eisenfabrikherren im kleinen Maßstabe versucht
worden war, wurde in der Egellsschen Fabrik nun fast ausschließ-
lich und in großem Umfange betrieben. Die Gründung eines
eigenen Hausstandes ließ jedoch in unseres Freundes Seele den
Plan reifen, selbständig zu werden. Er erwarb in der Nachbar-
schaft, Chausseestraße Nr. 1, ein geeignetes Grundstück, und nach
elfjähriger Tätigkeit schied er am Weihnachtsabend 1836 aus
der Egellsschen Fabrik, um mit dem neuen Jahre die Arbeit
seiner eigenen Maschinenbauanstalt zu beginnen.
Mit einem selbsterarbeiteten Kapital von 15 000 Mark und
einer Anleihe von 30 000 Mark fing Borsig sein Unternehmen
in einem Bretterschuppen an, der groß genug für fünfzig Arbeiter
und ein Roßwerk war, das einstweilen die Dampfmaschine er-
setzte. Schon nach einem Jahre mußte die Anstalt erweitert wer-
den. Die ungleichmäßig und mühsam arbeitenden Pferde wichen
einer in der Fabrik selbstgefertigten Dampfmaschine, und die
Zahl der Arbeiter wurde größer und größer.
Es war anfangs Oktober 1838, als die erste preußische Eisen-
bahnstrecke, die zwischen Berlin und Potsdam, feierlich eröffnet
wurde. Dieses Ereignis erregte das höchste Interesse der Berliner
Bevölkerung. Die Anlage der Bahn war englische Arbeit, die
Lokomotiven englisches Fabrikat, der Betrieb wurde durch englische
Ingenieure geleitet.
Borsig hatte sich bereits viel mit der großartigen Erfindung
des Engländers Stephenfon beschäftigt. Die Eröffnung der neuen
Eisenbahn in Preußen spornte ihn an, darauf zu sinnen, wie dies
Vorrecht der Engländer zu brechen und der Bau von Lokomotiven
auf deutschen Boden zu verpflanzen sei. Er beschloß, dies Unter-
nehmen in seiner neuen Werkstatt zu versuchen.
Daß die Ausführung dieses Planes keine leichte sei, verhehlte
er sich keineswegs. Die Engländer hüteten das Geheimnis ihrer
Erfindung, namentlich das der Dampfsteuerung in der Lokomotive,
auf das strengste. Dem genialen Berliner Maschinenbauer aber