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1. Geographie - S. 130

1913 - Berlin : Oehmigke
130 die Natur selber in Festtagsstimmung zu sein. Wie flüssiges Gold quoll der Sonnenschein durch das zarte, grüne Buchenlaub und warf breite, Helle Flecken auf den moosigen Weg. Eine Weile noch hallte fernes Glockenläuten herüber; dann verwehte der Klang, und nur das vielhundertstimmige Vogelkonzert belebte die Stille. Ein paarmal führte der Weg über eine Waldblöße; dann schwirrte der Gesang der Lerchen vom blauen Himmel herab wie ein lang anhaltendes Geigentremolo in den höchsten Tönen. Von Menschen traf ich nur ein paar Kirchgänger, dann nichts mehr. 3. Zur Frühstückszeit kam ich nach Welsigke, einem stillen Walddorf mit einer Oberförsterei. Das Försterhaus liegt im Schatten uralter Eichen und Kastanien. Da der Tag heiß war, rastete ich ein wenig auf einer Bank unter ihren Zweigen. Der Forstmeister, eine prächtige, kraftvolle Weidmannsgestalt, trat unter die Haustür, und bald entspann sich ein Gespräch, das mit den Kränzen, die noch von der Hochzeit der einzigen Tochter her am Hause hingen, anhob und mit dem Wildbestand der Forsten endigte. Welsigke ist ein Stück der ehemaligen Brandtsheide und hat in seinen Wäldern einen sehr starken Bestand nicht allein an Reh- und Damwild, sondern auch an Wildschweinen und Fa- sanen. Mittlerweile war die stille, freundliche Frau Forstmeisterin mit den gütigen Augen zu uns getreten; wie durch Zauberhand deckte sich der Tisch, und den Wegfremden wurde in altdeutscher Gastfreundschaft ein kräftiges Frühstück so freundlich angeboten, daß das Ausschlagen eine Beleidigung gewesen wäre. Neugestärkt wanderte ich weiter nach Grubo, einem alten wendischen Dorfe. Der letzte Teil des Weges von hier bis Raben ist der beschwerlichste; er führt durch niedrige Bauernheide, ist sonnig und sandig. Desto lieblicher ist der Blick auf das Dörfchen Raben. Es liegt in einem Wiesengrunde an den Ufern der hier entspringenden Plane; waldige Höhenzüge bilden rings den Hintergrund. Die ganze Landschaft erinnert an die Gegenden des Unterharzes. 4. Südlich vom Dorfe erhebt sich auf einer steil aus dem Tal aufsteigenden Bergkuppe, die Gegend beherrschend, Burg Rabenstein. Durch eine kühle Schlucht führt der Weg hinauf; man hat hier neuerdings Anlagen gemacht, und in das Haselnuß- und Buchenunterholz mischen sich blühende Flieder- und Weißdorn-
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