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1. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 79

1897 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
79 hier sollte Napoleon den König erwarten. Der König erschien nachmittags um 2 Uhr. Napoleon ging ihm entgegen, entblößte sein Haupt und verbeugte sich mit tieser Ehr- erbietung vor dem greisen Sieger. Dieser schritt in würdiger Haltung auf ihn zu und reichte ihm die Hand. Dann begab er sich mit seinem Gefangenen in das Garten- haus und unterhielt sich hier etwa V* Stunde mit ihm. Am folgenden Tage fuhr Napoleon nach Cassel; das Schloß Wilhelmshöhe war ihm zum Aufenthalte angewiesen. Außer dem Kaiser gerieten der Feldmarschall Mac Mahon, viele Generale und 84 000 Mann in Gefangenschaft. In Paris war Napoleon sofort entthront und Frankreich für eine Republik erklärt worden. An der Spitze der neuen Regierung standen Jules Favre und Gambetta. (Gedicht: Des deutschen Knaben Tischgebet.) Wiederaufrichtnng des deutschen Kaiserreichs. 18. Januar 1871. 1. Belagerung von Paris. Von Sedan aus eilte der Kronprinz mit seiner Armee sofort nach Paris. Die Stadt selbst ist mit einer 40 km langen Ringmauer umgeben und außerdem durch viele starke Außenfestungen geschützt. Schon am 19. September hatten 300000 Deutsche in einem Umkreise von 80 km die Riesen- stadt umzingelt. An 20000 Granaten wurden täglich gegen die Stadt geworfen, und an verschiedenen Orten entstand Feuer. Schlimmer aber noch war der Mangel an Lebensmitteln, der sich bald einstellte. Schon seit Mitte Dezember war Pferdefleisch ein Leckerbissen geworden, und man verschmähte weder Hunde noch Katzen, ja, nicht einmal Ratten. Endlich am 28. Januar ergab sich die Stadt; die Besatzung wurde entwaffnet, dazu mußten 200 Mill. Frank Kriegskosten gezahlt werden. 2. Überall Sieg. Während der Belagerung von Paris hatte der König sein Hauptquartier in dem königlichen Schlosse zu Versailles. Fast täglich gingen Nach- richten von neuen Siegen ein. Schon am 27. September war Straßbnrg gefallen, und einen Monat später mußte sich auch Bazaine mit 173000 Mann in Metz er- geben. Gambetta, der vergeblich versucht hatte, mit seinen Mobilgarden Paris zu be- freien, war bei Orleans fast vernichtet worden. Auch die Franktireurs (Freischützen), die das Land durchstreiften und in Wald und Feld den Deutschen auflauerten, konnten Frankreich nicht mehr retten. Im Norden wie im Süden, überall drangen die Deutschen siegreich vor. Frankreichs Macht war gebrochen. 3. Wiederaufrichtung des deutschen Kaiserreiches. Die gemeinsamen Siege aller deutschen Völker hatten das Gefühl der Zusammengehörigkeit lebhaft geweckt; überall brach das Verlangen nach Einigkeit mächtig hervor. Die Fürsten sowie das Volk richteten daher an Kaiser Wilhelm die Bitte, den deutschen Kaisertitel anzu- nehmen. Der König erfüllte den Wunsch, und am 18. Januar 1871 wurde das vor mehr als 60 Jahren zusammengesunkene deutsche Reich neu errichtet. Die Feier, in der König Wilhelm zum „deutschen Kaiser" ausgerufen ward, fand — während noch vor Paris die Kanonen donnerten — im Schlosse zu Versailles statt. Der Kaiser hat das Recht, im Namen des Reiches den Krieg zu erklären und Frieden zu schließen. Ihm zur Seite steht der Bundesrat. Dieser setzt sich aus den Vertretern der Bundesfürsten zusammen. An der Spitze des Bundesrats steht der Reichskanzler. Die vom Volke gewählten Vertreter bilden den Reichstag, der die Gesetze sowie die Einnahmen und Ausgaben des Reiches zu beraten und festzustellen hat. Unter dem Oberbefehl des Kaisers stehen auch die Truppen der Einzelstaaten. Strafgesetze, Münzen, Maße und Ge- wichte, sind im ganzen Reiche geeint und — mit Ausnahme von Bayern und Württemberg — auch Post und Telegraphie. 4. Friede. Am 10. Mai erfolgte der Friede zu Frankfurt a. M. Frankreich mußte das Elsaß und den deutschen Teil Lothringens abtreten und 4 Milliarden (4000 Millionen) M Kriegskosten zahlen.
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