1897 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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sie streckenweise zum Flößen des Holzes benutzen. — Im Süden Schwedens
finden wir drei große Seen: den Wen er-, Wetter- und Mälarsee. Den Wener-
und Wettersee verbindet der Götakanal, der aus der Nord- in die Ostsee führt.
3. Schweden und Norwegen sind zwei ganz selbständige Königreiche. Jedes
hat ein eignes Ministerium und seinen eignen Reichstag, doch werden beide von
demselben Könige regiert.
4. Das Königreich Norwegen (2 M. E.) nimmt den Westen der Halb-
insel ein. Die Küste steigt hier stellenweise bis zu 700 m ans dem Meere empor.
In die engen Spalten der Küste dringt das Meer überall ein und bildet so die
100—200 üm langen Fjorde. Auffallend ist das milde Klima der Westküste.
Nach der nördlichen Lage des Landes müßte man ein kaltes Klima erwarten. In-
folge des warmen Golfstroms (S. 165) aber, der auch weit in die Fjorde ein-
dringt, bleibt die Küste selbst im Winter bis zum Nordkap eisfrei. Der Sommer
dagegen bringt (infolge der Ausdünstung des Meeres) so häufig Regen, daß die
Stadt Bergen die regenreichste Stadt Europas ist. Aus diesem Klima erklärt
sich die große Fruchtbarkeit der Westküste. In den geschützten Thälern gedeiht
vorzügliches Obst, und stellenweise findet man Kirschbäume, deren Stamm ein
Mann kaum zu umspannen vermag. An den Usern der Fjorde drängen sich daher
die Bewohner dicht zusammen. Da findet man langgestreckte Dörfer und selbst
einige Städte, von denen Bergen (wegen seines großartigen Fischhandels „das
nordische Hamburg" genannt) und Drontheim die bekanntesten sind.
Im hohen Norden liegt Hammerfest, die nördlichste Stadt der Erde. Im
Winter läßt sich die Sonne hier 10 Wochen lang gar nicht sehen, kaum, daß es um
Mittag etwas dämmert. Zwar wird diese endlose Nacht durch den Schnee, den
Mond, die Sterne und das Nordlicht etwas gemildert; dennoch muß im Dezember
und Januar bei jeder Arbeit in der Wohnung Licht gebrannt werden. Mitte Ja-
nuar fängt es an zu dämmern, und dann nimmt der Tag schnell zu. Im Hoch-
sommer verschwindet die Sonne etwa 10 Wochen gar nicht vom Horizonte, so daß
man selbst um Mitternacht noch im Freien lesen kann. — Die Stadt liegt auf
einer öden Felseninsel. Nirgends grünt ein Baum oder Strauch. Die Häuser
sind vielfach aus Holz erbaut. Die Bewohner (etwa 2000) ernähren sich meistens
als Fischer.
Vor der Westküste liegen zahlreiche kahle Felseninseln, „Schären" genannt.
Es sind Reste des ehemaligen Küstenlandes. Hier sind die besten Fangplätze für
Heringe, Dorsche, Lachse, Schellfische u. a., da diese in großen Scharen an die
Inseln kommen, um dort zu laichen. — Die Hauptstadt Norwegens ist Chri-
stiania (148 T.).
5. Die norwegischen Bauern wohnen meist auf einzeln gelegenen Höfen, da
in den engen Thälern für geschlossene Dörfer kein Raum ist. Während des langen
Winters ist der Bauer ganz allein auf sich angewiesen. Eis, Schnee und tiefe
Schluchten sperren ihn von allen seinen Nachbarn ab. Er ist daher gezwungen,
sein eigner Handwerker zu sein. — In den entlegensten Teilen des Landes hatte
man früher meist sogenannte Wanderschulen. Da wanderte der Lehrer von Hof zu
Hof und unterrichtete die Kleinen alljährlich einige Wochen. Während der übrigen
Zeit des Jahres aber setzte die Mutter — so gut sie eben konnte — den Unter-
richt fort. Jetzt aber verschwinden die Wanderschulen mehr und mehr, und fest-
stehende Schulen treten an ihre Stelle.
6. Das Königreich Schweden (5 M. E.) nimmt den Osten und Süden der
Halbinsel ein. Im Süden finden wir viel Tiefland und so fruchtbaren Boden,
daß von hier aus viel Getreide nach dem Norden ausgeführt werden kann. Das
Tiefland ist verhältnismäßig stark bevölkert. Hier finden wir daher auch die