1897 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Langenbeck, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10, ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
§ 80. Die westlichen Hochländer der Oereinigten Staaten.
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Die westliche Begrenzung der Plateau-Landschaften bildet ebenfalls
ein einheitliches Kettengebirge, das jedoch in seinen einzelnen Abschnitten
verschiedene Namen führt. Den Vereinigten Staaten gehören an:
die Sierra Nevada, der südliche Teil bis zum Mount Shasta
und der größte Teil des Naskaden-Gebirges (so genannt wegen der
zahlreichen Wasserfalle, in denen der Columbia und Fraser sfreserj
das Gebirge durchbrechen) bis etwa zum 55. Parallelkreise.
Der O.-Abhang der Sierra Nevada gleicht in seiner Vegetationsarmut noch
ganz dem Felsengebirge, der -Abhang dagegen, der vom Stillen Ozean reichliche
Niederschläge empfängt, zeigt reichen Waldschmuck. Das Kaskaden-Gebirge ist fast
in seiner ganzen Ausdehnung mit Urwäldern bedeckt, die jedoch infolge des fehlenden
Unterholzes dem Verkehr keine derartigen Schwierigkeien bereiten, wie die Urwälder
der Tropen. Nadelhölzer wiegen durchaus vor und zeichnen sich durch die Riesen-
haftigkeit ihres Wuchses aus. Die mächtigste Größe (bis zu 150 rn) erreicht der
auf Californien beschränkte Mammuth-Baum (8eciuoia gigantea). Die Hochgipfel
der westlichen Gebirge vom Mount Shasta nordwärts zeichnen sich vor denen der
Felsengebirge durch Bedeckung mit ewigem Schnee aus. Die Gletscherentwickelung
ist jedoch auch hier gering. Nur in der Umgebung des Mount Ruinier treten
Gletscher auf, die sich an Ausdehnung durchaus mit den großen Alpengletschern
messen können. Dagegen ist der höchste Gipfel der Sierra Nevada, der Mount
Whitney [llitne], 4500 m, einige Monate des Jahres schneefrei.
Die Küsterl des Stillen Ozeails werden vom südlichen Californien
bis zur San Juan de Fuca-Straße von einem weiteren Gebirgs-
zuge, der Küsten-Cordillere, begleitet, einem nieberen, wohl be-
waldeten Kettengebirge, das nur an zwei Stellen, an der tiefeinschnei-
denden Bucht von San Francisco und an der Mündung des
Columbia eine Unterbrechung erleidet. Zwischen ihm und der Sierra
Nevada breitet sich die fruchtbare Tiefebene von Californien, doppelt
so lang und breit als die Oberrheillische Tiefebene, aus. Sie wird
von dem von N. kommenden Sacramento und dem ihm von 8.
zuströmenden San Joaquin entwässert. Das Klima Californiens
ist dem der Mittelmeerländer ähnlich, hat heiße, trockene Sommer,
regenreiche Winter. Dem entspricht auch die Flora mit dem Vor-
walten immergrüner Gewächse.
Die Tierwelt des westlichen Nord-Amerika ist im ganzen ärmlich. Unter den
Raubtieren ist der Grislybär der gefürchtetste, doch ist derselbe auf die eigentlichen
Gebirgsgegenden beschränkt. Verbreiteter ist der braune amerikanische Bär. Auch
der Puma geht noch weit nach N. In den waldreicheren Gebieten finden sich
mehrere Hirscharten. Die Steppe beherbergt zahlreiche Nager.
Der^Westen Nord-Amerikas ist erst seit den 40er Jahren dieses Jahrhunderts
aufgeschlossen, aber die Entdeckung der reichen Mineralschätze führte bald den Strom
der Auswanderer hierher und ließ rasch zahlreiche Niederlassungen erblühen. Jetzt
queren bereits 4 Eisenbahnlinien das ganze Hochland. Die älteste und für den
Verkehr wichtigste ist die Zentral-Pacif ic-Bah n. Sie gehl von Chicago aus,
durchläuft die Staaten Iowa und Nebraska, überschreitet die Felsengebirge im
Evans-Paß, sodann das Wahsatch-Gebirge, berührt dengroßensalzsee und erreicht,
nachdem sie die Sierra Nevada im Truckeeströckij-P aß (2300 m) überschritten,
San Francisco. Am Großen Salzsee vereinigt sich mit ihr eine zweite Linie, die,
von St. Louis kommend, die Felsengebirge weiter südlich überschreitet. Die Süd-
Pacific-Bahn umgeht diese im 8., quert dann das Colorado-Plateau und tritt
von 8. her in die Californische Ebene ein, während die Nord-Pacific-Bahn
die Felsengebirge nördlich des National-Park überschreitet und dann dem Laufe
des Columbia bis zu besten Mündung bei Asioria folgt.