1897 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Langenbeck, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10, ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
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vierter Kursus.
Staaten der Eingeborenen:
An der Pfefferküste die Negerrepublik Liberia, von den Eng-
ländern gegründet, die hier die von ihnen befreiten Sklaven ansiedelten.
Hptst. Monrovia. Am Niger und Benne die Haussa-Staaten.
Die daselbst herrschenden Fulbe sind meist Viehzüchter, während die
Bearbeitung des Bodens den unterworfenen Negerstämmen zufällt. Der
Islam ist durch die Fulbe hier überall zur Herrschaft gelangt.
Eine eigentümliche Stellung nimmt die Stadt Tim buk tu am
Niger ein, der Handelsmittelpunkt des westlichen Sudan, in der sich zur
Zeit der großen Märkte gegen 100000 Fremde versammeln. Sie ist eine
Gründung der Tuareg, war später eilte Art Freistadt, deren Bewohner
bald den Tuareg, bald dem Fulbe Tribut bezahlten. Neuerdings ist
sie von den Franzosen besetzt.
Nach O. fällt der Hoch-Sudan ziemlich steil zum Tsadsee-
Becken ab. Der Tsadsee liegt 270 m hoch und gleicht an Ge-
stalt und Größe der Insel Sicilien. Sein bedeutendster Zufluß ist der
von 8. kommende Schari.
Der Tsadsee ist jetzt abflußlos, früher wurde ein Teil seines Wassers durch
den Bahr-el-Ghasal nach No. zum tiefsten Teil des Beckens (170 m) geführt.
Derselbe ist jetzt ans unbekannten Ursachen ausgetrocknet und füllt sich nur in
besonders regnerischen Jahren teilweise mit Wasser. Zur Regenzeit tritt der See
weit über seine Ufer, daher ist er rings von Sümpfen umgeben, die, mit hohem
Schilf bewachsen, von Scharen von Sumpfvögeln und von Herden von Flußpferden
und Elefanten bevölkert sind. Im übrigen ist das Tsadsee-Äecken meist fruchtbares
Kulturland; im O. herrschen lichte Wälder vor.
Der Ost-Sudan ist ein welliges Steppenland von 4—600 m
Höhe, auf dem zahlreiche Herden von Antilopen, Giraffen, Zebras und
Straußen sich umhertumineln.
Staaten: Im Zentral-Sudän eine Anzahl von Negerreichen,
deren Bewohner unter Einstuß des Islam sich zu etwas höherer Ge-
sittung aufgeschwungen haben. Am wichtigsten Vornu mit der Hptst.
Kuka am Westufer des Tsadsee, der Handelsmittelpunkt des zentralen
Sudan. Weiter östlich das mächtige W a d a i mit der Hptst. A b e s ch r.
Den östlichen Sudan niinmt das Reich des Mahdi ein; Hanptort
Chart um am Zusammenfluß vom Weißen und Blauen Nil, vor 1882
der Mittelpunkt des Handels von Ost-Sudan nach Ägypten.
Der östliche Sudan gehörte früher zu Ägypten. 1882 brach ein Aufstand der
Araber aus, hervorgerufen durch die Bedrückungen seitens der ägyptischen Beamten,
namentlich aber durch das Verbot des Sklavenhandels, der eine Haupterwerbsquelle
der Araber bildete. An die Spitze des Aufstandes trat Mohamed Ächmed, der sich
Mahdi, neuer Prophet, nannte, und dem es in wenigen Jahren gelang, die ägyptische
Herrschaft vollständig zu brechen. Nur im südlichsten Teil der Äquatorialprovinz
hielt sich noch längere Jahre der ägyptische Statthalter 6min Pascha
(Dr. Schnitzer).
Die Erforschung Senegambiens und des oberen Niger begann 1795—97 der
Schotte Mungo Park, der auf einer zweiten Reise 1806 am Niger ermordet
wurde. Ihm folgten verschiedene englische Forscher. Denham und Klapper to n
erreichten von N. her den Tsadsee und drangen von hier zum Niger vor. _ 1880
wurde der Unterlauf des Niger durch Klappertons Diener Lander befahren.
Die Quellen des Flusses wurden aber erst 1879 durch die Franzosen Zweifel