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1. Lehrbuch der Erdkunde für Gymnasien, Realschulen und ähnliche höhere Lehranstalten - S. 96

1880 - Braunschweig : Vieweg
96 Afrika. Küsten des Atlantischen Meeres ist die Hitze durch den vom Morgen bis zuin Nach- mittage wehenden kühlen Seewind gemildert. Südlich und südöstlich umgeben das Atlasgebirge sandige Regionen, die unter dem Einflüsse gelegentlicher Winterregcn schätzbare Weiden liefern. Besonders im östlichen Theile gedeihen auf den Steppen zahlreiche Herden und in allen Niederungen findet man dort beim Graben in gewissen Tiefen Wasser. Gegen die Mittelmeerküste hin dehnt sich die wellenförmige Region des „Teil", des eigentlichen Culturlandes aus, und selbst in der^ mehr wüstenartigen Strichen liegen zahlreiche Oasen mit Gruppen von Dörfern, um welche breite Gürtel von Obstbäumen (meist Dattelpalmen) sich ziehen. Mit eigentlichem Flugsand bedeckte Regionen kommen hier nur vereinzelt vor. Der Nordrand Afrikas bildet von der große Syrte an ein steiniges vegetationsloses Gebirgsland, welches gegen das Mittelmeer hin von einem Streifen anbaufähigen, theilweise aber mit Sand bedeckten Bodens begleitet wird. Das weit ins Meer vorspringende Hochland von Barka besitzt einen äußerst fruchtbaren Boden, ist aber seit dem Alterthume zunehmend verödet. Südwärts von den bis jetzt beschriebenen Regionen erstreckt sich die Sahara oder große Wüste. Ihr Name, von dem arabischen yahhra, bedeutet Ebene, doch ist sie keineswegs eine ununterbrochene Ebene, sondern mit Bergen und Plateaulandschaften besetzt, auch ist ihr physischer Zustand in den ein- zelnen Theilen sehr ungleich. Im Verhältniß zu dem ganzen Raume, der auf den Karten als Sahara bezeichnet wird, bedeckt das eigentliche Sandmeer nur eine ziemlich kleine (aber immer noch auf viele tausend Quadratmeilen zu schätzende) Fläche, und auch auf dieser ist die Vertheilung der Sandmassen eine sehr un- gleiche. Stellenweise erscheint die Sandbedcckung so gering, daß das unterliegende (Sand- und Kalk-) Gestein erkennbar wird, in anderen Regionen ist dagegen der gelbe (Quarz-) Sand zu Dünen von 100 m Höhe und 50 lcm Länge aufgethürmt, die in endloser Reihe, den erstarrten Wogen eines Oceans vergleichbar, sich aus- dehnen. Die größte Ausbreitung besitzen die Sandregionen des östlichen Theils in der Libyschen Wüste; sie sind, wie neuere Versuche gezeigt haben, wegen der zahllosen Dünen absolut unpassirbar. Gegen Nw geht die Wüste allmählich in ein steiniges Hochland, die heißglühendc, wasserlose Hammada über, welche nach 8 steil abfällt. Tief in den Sandstein eingerissene Thäler, sowie in den Niede- rungen zerstreute Felsblöcke und Kiesmassen, beweisen die Wirkung ehemaliger, wilder Wasserströme. Im westlichen Theile ist die Sahara sehr gebirgig. Südlich vom Atlas tritt zunächst eine Sandsteinregion auf, die Gypsschichten umschließt, dann erscheinen zahlreiche abgerundete Gesteinstrümmer und erst nach und nach zeigt sich der Sand vorwaltend, vom Nordwinde örtlich zu Hügeln (Aregs) zu- sammengeweht. Flußmuscheln, die hier zahlreich im Sande vorkommen, beweisen die frühere Anwesenheit von Süßwasser. Der südwestliche Theil der Sahara weist ebenfalls ausgedehnte, wasserlose Sandregioncn auf, dazwischen erscheinen indeß auch Striche (wie die Landschaft Asauad), in denen gelegentlich etwas Pslanzen- wuchs auftritt. Der unwirthlichste Theil ist die Wüste Tintuma, zwischen dem Tschadsee und Bilma. Man kann ihn als das Herz der Wüste bezeichnen. Der sich in unermeßliche Ferne ausbreitende, weiße Sand umnebelt die Sinne so vollständig, daß selbst an diesen Wüstenweg lange gewöhnte Leute mitunter in ihrer Richtung völlig irre werden.
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