1880 -
Braunschweig
: Vieweg
- Autor: Klein, Hermann Josef
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10, ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
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Die asiatische Türkei.
das vom Bache Kedron durchflossene Thal Josaphat, im W und 8 gegen das Thal
Himmon ab, nur im N ist es zugänglich. Von der alten Stadt ist kein Stein auf
dem andern geblieben. Das neue Jerusalem reicht mit seiner Ringmauer südlich nicht
so weit als das alte, geht dagegen im N über die Grenze des letzteren hinaus. Das
Innere der Stadt ist nicht unfreundlich, doch sind die Straßen holperig und die
Häuser meist castcllartig und verfallen. Im nordwestlichen Theile liegt die Kirche des
heiligen Grabes (Ñ--, Fig. 99), die den Ort der Kreuzigung und das Grab des Erlösers
umfaßt. In der eigentlichen Grabeshöhle, über der sich eine besondere Kapelle wölbt,
brennen Tag und Nacht goldene und silberne Lampen. Im 80 auf dem Berge Moriah (M),
wo Salomo's Tempel stand, erhebt sich heute die achteckige Moschee des Kalifen Omar,
nach Mekka das größte Heiligthum der Muhamedancr. In der 8^V-Ecke der Stadt,
auf dem Berge Zion (Z) bei- einst die Burg David's trug, steht die Kirche und das Hospiz
der Armenier. Die Zahl der Pilger, welche alljährlich Jerusalem besuchen, wird auf
10000 geschätzt. Die Mehrzahl der Bewohner der Stadt besteht aus Muhamedanern,
außerdem leben dort etwa 8000 meist griechische Christen, sowie eben so viele Juden.
Jenseits des Thales Josaphat erhebt sich der Oelberg, an dessen 'W-Abhange
man den Garten Gethsemane zeigt; ostwärts das Dörfchen Bethanien (El
Asarijeh). Südlich von Jerusalem liegt das Städtchen Bethlehem (Beit Lehm),
wo eine prächtige aber zum Theil verfallene Kirche sich über der Geburtsstättc
Jesu erhebt. Im Gebirge Juda ist Hebron (El Chalil), der von den Muhame-
danern hoch verehrte Bcgräbnißort der drei Patriarchen. Nordöstlich von Jeru-
salem bezeichnet ein elendes Dorf in wüster Umgebung die Stelle von Jericho.
An der Küste besitzt Jafa (Joppe) trotz seines versandeten Hafens noch immer
einige Bedeutung als Hafenstadt Jerusalems, wohin eine Kunststraße führt. Die
Ebene Scphcla, das Land der alten Philister, ist heute wüst und öde, dagegen
prangt noch wie vor Jahrtausenden die Ebene Saron im Schmucke ihrer
Blumen.
Samaria, die mittlere, vom Gebirge Ephraim durchzogene Landschaft, hat
guellenreiche, fruchtbare Thäler und ist gegenwärtig der am besten angebaute Theil
Palästinas. Die Stadt Nabnlus, das alte Sjchcm, liegt in einem lieblichen
Thale zwischen den Bergen Ebal und Garizim.
Galiläa, hügelreich, mit lieblichem Klima, ist besonders in der Ebene Es-
drälon überaus fruchtbar, auf dem Gebirge sogar waldbcdcckt. B eths aida und
Kapernaum am See Genczareth sind vom Erdboden verschwunden, dagegen
ist Nazareth (El Nasirah) ein hochlicgcndes, freundliches Dorf, westlich vom
Berge Tabor. An der Küste springt der gewaltige Carmel breit ins Meer vor
und bildet eine Bucht, an deren nördlichem Gestade die befestigte Hafenstadt Akka
(Akra) liegt, die als Sitz der Johanniter im Mittelalter St. Jean d'acre hieß.
Die heutigen (etwa 600000) Bewohner Palästinas bestehen aus Ackerbauern
(Fellahin) und nomadischen Arabern (Beduinen). Erstere leben, von den türkischen
Beamten gedrückt, im größten Elende. Mit ihrem Vieh zusammen bewohnen sie, in
den Ruinen alter Prachtbauten, meist elende Lehmhütten und sind fortwährend den
Gewaltthaten der räuberischen Araber ausgesetzt. Die vorherrschende Religion ist die
muhamedanische; das Judenthum ist unter der Landbevölkerung völlig verschwunden.