1905 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Pahde, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
99
Die Luvseite der Düne hat sanftere, die Leeseite steilere Böschung;
indem der Sand an der ersteren auswärts geweht wird und an der
letzteren hinunterfällt, rückt der Kamm der (noch pflanzenlosen) Düne
mit dem Winde weiter, und zwar rascher als bei den meisten Wüsten-
dünen. Dieses Wandern der Dünen, z. B. an der deutschen Ostsee-
küste (vgl. Mz 42) und in den französischen Landes (vgl. Mi 28 c),
ist früher manchen menschlichen Kulturstätten verderblich geworden;
neuerdings arbeitet man dieser Gefahr dadurch entgegen, daß man die
Düne durch Anpflanzung langwurzeliger Gewächse zu befestigen sucht.
40. Schnee und Gletscher. Noch viel mehr als der Wind tritt
der Niederschlag bei der Umgestaltung des Bodens in Wirksamkeit,
sowohl in fester als in flüssiger Gestalt. Bringt schon in der ge-
mäßigten Zone der Winter auch dem Tieflande Schnee (vgl. S. 77),
so wächst dessen Vorherrschaft um so mehr, je näher man den Polar-
gebieten kommt und je höher man (selbst in der warmen Zone) an
Gebirgen emporsteigt. Die Ausdehnung des Schnees auf den Höhen
wechselt mit den Jahreszeiten; so geht er in den Ostalpen am Süd-
abhang im September bis in etwa 3200, am Nordabhang im August
bis in 2900 m Höhe zurück; aber auch darüber regnet es manchmal.
Breitenlage, Höhe und Form des Gebirges, Feuchtigkeitsgehalt der
Luft und Sonnenwärme, daneben Schwerkraft und Winde, sind für
die Schneedecke maßgebend. In den Mulden zwischen den Gipfel-
zacken wird der Hochschnee, schmelzend und wieder gefrierend, zum
Firn und durch den Druck nach unten hin zum massigen Gletscher-
eis. Der ewige Schnee reicht in einzelnen Gegenden bis an das
Meer hinab. In unseren Hochgebirgen mißt man die Schneegrenze
an der Firnlinie; über dieser herrscht Anhäufung, unter ihr Ab-
schmelzung vor — überall verschieden nach Ort und Zeit. Die
höchste Lage der Schneelinie kennt man im trockenen Hochgebirge
Amerikas, 18° s. Br., 6100 m ü. d. M.
Der ständigen Vermehrung und Erhöhung der Schnee- und
Eisdecke des Gebirges arbeitet diese durch eigene Bewegung entgegen,
sei es, daß Schneemassen — oft auf winzige Veranlassungen hin —
als Lawinen plötzlich hinabgleiten und -stürzen, sei es, daß in weit
umfangreicherem Maße das Eis sich ganz langsam, aber stetig zu
Tal bewegt. Unter Gletschern versteht man meist die Eiszungen,
die aus dem vom Firn bedeckten Eise (einseitig) oder aus dem In-
landeise, unter dem ein weites Hochland (wie Grönland) begraben
liegt (mehrseitig), unterhalb der Schneelinie hervortreten. Es ist aber
selbstverständlich, daß unter der Eismasse, der die eigentlichen
„Gletscher" entquellen, der Boden entsprechende Wirkungen erfährt
wie unter diesen selbst; daher spricht man in erweitertem Sinne auch
von „Vergletscherung" eines Gebietes sogar in bezug auf solches
Inlandeis, das ohne Eiszungen abbricht. In den Alpen werden