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1905 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Pahde, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
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„aufsteigenden" Quellen. Zu diesen sind auch die artesischen
Brunnen^ zu rechnen, die den Wasserreichtum einer zwischen zwei
muldenförmigen undurchlässigen Schichten liegenden durchlässigen
Schicht an die Oberfläche schaffen. Nach der chemischen Zusammen-
setzung des „Muttergesteins" richtet sich der Min er algehalt, nach
der Tiefe die Temperatur der Quellen (vgl. S. 96).
Während sich das gewöhnliche Grundwasser über der undurch-
lässigen Schicht flächenförmig ausbreitet, bewegt sich das Wasser in
zerklüftetem Boden kanalartig abwärts und erzielt dabei durch seinen
Kohlensäuregehalt in Kalk-, Gips- und Salzgestein große chemische
Wirkungen: die unterirdischen Täler werden zu Höhlen. Fließendes
Wasser setzt in ihnen Kies und Lehm ab; das von oben einsickernde
aber scheidet bei der Verdunstung den „Tropfstein" in von der
Decke herabhängenden Stalaktiten und auf dem Boden empor-
wachsenden Stalagmiten ab, die sich schließlich zu Säulen vereinigen
können? Durch Einsturz der Höhlendecke, aber auch durch chemische
Auswaschung von Kalksteinspalten entstehen an der Oberfläche trichter-
förmige Einsenkungen, auf die man allgemein die im Karst (s. Asi 74c)
übliche Benennung Dolinen anwendet. Manche Höhlenflüsfe er-
scheinen unterhalb wieder an der Oberfläche; manche münden aber
auch unterirdisch ins Meer.
fo) Flüsse. Oberflächlich abfließendes Regenwasser, das Schmelz-
wasser der Gletscher und das Quellwasser vereinigen sich zu Bächen,
Flüssen, Strömen (vgl. U. 14—18). Nicht alle erreichen das
Meer; in Gebieten starker Verdunstung sammelt sich das Wasser in
der tiefsten Stelle der abflußlosen Pfanne (vgl. Lop-nor, M2 52)
oder versiegt gar im Sande (vgl. U. 40) — es sei denn, daß (wie
beim Nil) das Quellgebiet den Strom hinreichend speist. Die Wasser-
menge eines Flusses unterliegt Schwankungen, bei denen besonders
die Schneeschmelze in Gebirgen hervortritt (ähnlich die Regenzeit der
Tropen); in unseren Gegenden macht sich die Bedeutung des Waldes,
bezw. der Nachteil von Entwaldung der Quellgebirge, bemerkbar,
und die Klimaschwankungen mit 35jähriger Periode (s. S. 100) sind
auch zu erkennen. Wegen der äußeren Reibung am Bett und an
der Luft und der inneren Reibung der Wasserteilchen aneinander
entspricht die Bewegung innerhalb des Flusses nicht einfach dem Ge-
fälle der „schiefen Ebene". An der Oberfläche ist die Geschwindig-
keit am größten im „Stromstrich", der bei geradem Lauf ungefähr
die Mitte bildet, in Biegungen jedoch dem ausgewaschenen (konkaven)
Ufer näher kommt; noch etwas größer ist sie aber zwischen Strom-
strich und „Talweg" (s. U. 17) in etwa Vs der Tiefe (von oben 1
1 Genannt nach der Grafschaft Artois in U-Frankreich (12. Jahrhundert),
obwohl man solche Quellen in der Sahara und in China schon früher kannte.
- Lgl. H., s. Anhang 18.