1894 -
Leipzig
: Klinkhardt
- Autor: Zemke, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Taubstummenschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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der Kriegskunst ausbilden (beim Statthalter von Oranien, dessen
Tochter, die Prinzessin Luise Henriette, spater seine Gemahlin
wurde). 20 Jahre alt, übernahm er die Regierung Branden-Friedrich Wilhelm
burgs. Das Land war durch den dreißigjährigen Krieg verwüstet, als Kurfürst,
entvölkert, die Leute waren verarmt, Städte und Dörfer lagen
in Trümmerhaufen. Damit der westfälische Friede bald zustande
käme, verzichtete er auf große Landerwerbungen, erhielt aber doch
Hinterpommern und einige kleinere Gebiete. Von den Be-
satzungen der brandenbnrgischen Festungen forderte er den Eid
der Treue, der bisher dem Kaiser geleistet worden war; wer ihn
nicht leistete, wurde entlassen. Diejenigen, die ihm Gehorsam
und Treue gelobten, bildeten den Anfang zum stehenden Heer,
3000 Mann.
Die Franzosen griffen die Holländer ohne Veranlassung Gegen die Frail-
an. Zu Hilfe gerufen, kam der Kurfürst, aber der Kaiser zosen.
hinderte ihn an erfolgreicher Thätigkeit. Aus Rache stifteteu Gegen die Schwe-
die Franzosen die Schweden an, in Brandenburg einzufallen. ^en.
Die Feinde hausten entsetzlich; die Bauern verteidigten sich, so
gut sie konnten, mit Sensen und Dreschflegeln, die die Inschrift
trugen: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm
Kurfürsten mit Gut und Blut." Schnell eilte der Kurfürst vom
Rheine herbei, überfiel die Schweden und schlüg sie am 18. Juni
1675 bei Fehrbellin, wo sich Feldmarschall Derfflinger aus-
zeichnete. Die Schweden wurden aus dein Lande getrieben. Im
Friedensschluß konnte der Kurfürst seinen Wünschen keinen Nach-
druck geben; auch mußte er es geschehen lassen, daß der Kaiser die
schlesischen Herzogtümer für sich in Besitz nahm, die doch an
Brandenburg hätten fallen sollen.
Das Heer wurde verstärkt, die Steuer gleichmäßiger verteilt, Werke des Frie-
neue Straßen und Kanäle wurden angelegt (der Friedrich-Wil- ^cné.
Helms-Kanal zwischen Oder und Spree), Posten eingerichtet, An-
siedler herbeigezogen (15000 französische Protestanten); der Kur-
fürst begünstigte die Anlage von Fabriken, hob Land- und
Gartenbau, befahl den Anbau der Kartoffel und bestimmte, daß
kein Bauer eher heiraten durfte, als bis er 0 Eichen gestanzt
und 6 Obstbäume veredelt hatte. Auch versuchte er eine Seemacht
zu gründen.
Sein Nachfolger Friedrich Iii. regierte als Kurfürst
von 1688 bis 1701, als König Friedrich I. von 1701 bis 13.
Sein sehnlichster Wunsch war, König zu werden. Der Kaiser gab Wie er König wird.
seine Einwilligung dazu, wenn der Kurfürst ihn im Kampfe gegen
seine Feinde unterstützen wolle. Mit seiner Gemahlin und dem
gesamten Hofstaat begab Fr. sich nach Königsberg. Am 17. Januar
1701 stiftete er den Schwarzen Adlerorden, den höchsten
preußischen Orden, und am 18. Januar krönten sich der König
und die Königin im Schloß; darauf erfolgte die Huldigung,
Zemke, Merkbüchlein. 5