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1. Für die Mittelklassen mehrklassiger Schulen - S. 248

1886 - Berlin : Stubenrauch
248 193. Sage von der Gründung des Klosters Lehnin. Zur Zeit, als Otto, der Sohn Albrechts des Bären, in der Mark regierte, lebte an dem Hofe desselben ein Wendenhäuptling, Wussow genannt. Obgleich er getauft worden, war er doch in seinem Herzen Heide geblieben. Mit Schmerz gedachte er der früheren Zeiten, wo sein Volk noch fest in der Mark unter eigenen Fürsten saß. Nun war das anders geworden. Deutsche Stämme drangen immer tiefer in das Land ein, und ein deutscher Fürst war Herr. Darüber grollte Wussow heimlich und nahm sich vor, seinen Fürsten auf der Jagd fern ab von den Seinen zu verlocken und ihn zu töten, wo niemand es sähe und keiner die Spur finden könnte. Die Gelegenheit fand sich bald. Eines Tages jagte Otto in der Gegend, wo jetzt Lehnin steht. Damals war die Gegend anders als heut. Wo jetzt Fichten lustig und schlank emporschießen, war ein Dickicht von Eichen, Buchen und Rüstern. Umgefallene Stämme faulten am Boden, und Gewürm und Schlangen krochen durch das Gestrüpp. Wo der Wald aufhörte, war die Heide mit stachligen Ginster- und Wacholdersträuchern bedeckt, und wo die Heide endete, gab es Bruchland, bewachsen mit Elsen und wilden Schlingpflanzen. In dem feuchten, warmen Dunste nisteten da zur Sommerzeit Schwärme giftiger Stechfliegen. Das Wasser, wo es zu Tage kam, spiegelte nicht die Sonne und die Sterne und den blauen Himmel ab, sondern es war mit dickem Moose und andern Pflanzen überzogen. In den verwachsenen Baumkronen kletterten wilde Katzen, und der Bär schlich brummend in dem Schatten des Waldes umher, wo es auch noch Elentiere gab. In dieser Wildnis war nun Wussow mit seinem Fürsten allein. Der ritt vorauf, und der Wende folgte ihm. Als der Markgraf mit seinem Roß über einen Baumstamm setzte, sprang das Tier zu kurz und er glitt herab. Wussow aber faßte nach der Streitaxt, die an seinem Sattel hing, und schon hob er sie zum tödlichen Schlage: — da rollte ein Donner über die Waldung, und sein Arm sank. „Wird Euch nicht bange in der Wüstenei, Herr Markgraf?" fragte er. „„Ei, warum sollte mir bange werden? Sankt Johannes schützt mich!"" — Sie kamen an ein tiefes Moor, das die Pferde nicht zu tragen vermochte. Darum stiegen sie ab und banden die Tiere an. Wussow kannte wohl den einzigen schmalen Weg durch dieses Bruchland; aber er blieb zurück, weil er meinte, der Fürst werde im Schlamm versinken. Aber Otto fand den Weg, und sein Fuß trat immer das Feste. Als nun Wussow ihm folgte, trat er fehl; denn sein Fuß zitterte, und es war Unruhe in ihm. Da rief er heimlich in seiner Not: „Sankt
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