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1886 -
Berlin
: Stubenrauch
- Autor: Wetzel, Friedrich, Richter, Carl, Menzel, J., Menges, Heinrich
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
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ob wir uns nicht noch einmal Wiedersehen!" Grüßend fuhr er
fort. Wer beschreibt das Entzücken der Frau, als im nächsten
Jahre der Wagen des Königs vor ihrem Hause stand! Auf ge-
wohnte Weise begehrte der König sein Glas Wasser. Er hatte
einen Umweg nicht gescheut, um einer armen Familie einen glück-
lichen Tag zu bereiten.
235. Friedrich Wilhelm Iv. Jugend.
Am 15. Oktober 1795 wurde Friedrich Wilhelm Iv., König
von Preußen, in Berlin geboren. Sein Vater war damals noch
Kronprinz; später bestieg er als König Friedrich Wilhelm Iii.
den Thron seiner Väter. Seine Mutter hieß Luise und war
eine Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz. Der König Friedrich
Wilhelm Iii. war ein gottesfürchtiger Herr, der sein Volk auf
treuem Herzen trug. Die Königin war die holdseligste Fürstin
ihrer Zeit, dabei gütig und eine Mutter ihrer Unterthanen. Die
treuen Eltern bewachten mit zärtlicher Sorgfalt die Kindheit des
jungen Prinzen. Früh schon lenkten sie seinen Blick zu dem em-
por, der auch ein Herr der Könige und Fürsten ist. — Die er-
sten Jugendjahre des Kronprinzen vergingen glücklich. Er konnte
die Güter dieser Erde haben; aber er war nur glückselig bei
seinen geliebten Eltern. Er wußte wohl, wie zärtlich beide ihn
liebten.
Einmal befand sich der König mit seiner Familie ans der
Pfaueninsel bei Potsdam. Er und die Königin speisten unter den
schattigen Zweigen einer mächtigen Eiche. Nach dem Essen fragte
der König: „Wo sind die Kinder?" Es wurde geantwortet:
„Sie spielen auf einer entfernten Wiese." — „Können wir sie
nicht überraschen?" fragte die Königin. — „Ja," sagte der
König; „dann müssen wir aber mit einer Gondel einen Umweg
durchs Rohr nehmen." — Das geschah. Der König selbst ruderte,
still und leise. Die Königin stand aufrecht in der Gondel.
Spähend sah ihr mütterliches Auge nach der Stelle hin, wo die
Kinder sein mußten. Nun war man da. „Sachte!" lispelte die
Königin, und leise sprang sie und der König ans Ufer. Die
Kinder jauchzten fröhlich auf, als sie ihre Eltern erblickten. Zärt-
lich umarmten diese die geliebten Kinder. „Papa," fragte der
Kronprinz, „wo sind Sie hergekommen?" Der König antwor-
tete: „Durchs Schilfrohr." — „Das ist scharmant," sagte der
Kronprinz. — „Warum?" — „I — im Rohre ist gut Pfeifen-
schneiden." •— „Wie verstehst du das?" — Darauf der Kron-
prinz: „Das heißt: kluge Leute wissen die Umstände zu benutzen."
— Der König fragte: „Welche Pfeife würdest du jetzt schnei-