1873 -
Berlin
: Duncker
- Autor: Dielitz, Theodor, Heinrichs, Johann Ernst
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Realschule, Höhere Bürgerschule
Gestalt des Festlandes.
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3. Geologie.
8- 54.
Gestalt des Festlandes.
1. Land heißt die Erdrinde, welche mehr oder weniger über den
Meeresspiegel hervorragt. Der Ocean scheidet das Land in zwei große
abgesonderte Massen, in die alte Welt, die auf der östlichen Halbkugel
liegt, und in die neue Welt auf der westlichen Halbkugel. Auf jener bildet
Asien den Hauptstamm, an welchen Europa und Afrika als Halbinseln sich
anschließen, Australien (Océanien) als eine vielfach zerspaltene Insel sich
anlehnt. Wie auf der östlichen Halbkugel Asien und Europa den nörd-
lichen, Afrika und Australien den südlichen Kontinent bilden: so giebt auf
der westlichen Halbkugel Nordamerika den nördlichen und das mit ihm durch
den Jsthinus von Panama verbundene Südamerika den südlichen Kontinent.
Auf der östlichen Halbkugel drängt sich das Festland nach dem Nordpol hin
und umzieht die Hälfte der Erdkugel von O. nach W. in bedeutender
Ausdehnung, während es nach Süden hin in Spitzen auslänft. Dagegen
dehnt sich Amerika auf der westlichen Halbkugel vorherrschend von N. nach
S. aus. Die Halbinseln und Landzungen, aus deren größerer oder ge-
ringerer Zahl die größere oder geringere Küstenentwickelung sich ergiebt,
heißen die Glieder des Kontinents. Europa ist der am meisten gegliederte
Erdtheil; nach ihm kommen Asien und Amerika; Afrika und Neuholland
haben fast gar keine Gliederung. Die Inseln sind losgetrennte Glieder
des Festlandes.
2. Der horizontalen oder wagerechten Gliederung des Landes, d. h.
seiner Küstenentwickelung und seiner Ausdehnung nach Länge und Breite, stellt
man seine vertikale oder senkrechte Gliederung gegenüber, d. h. die Erhe-
bung des Landes über den Meeresspiegel. Diese ergiebt die absolute Höhe
eines Landes, während man relative Höhe die Erhebung desselben über die
nächste Umgebung nennt. Seiner horizontalen Ausdehnung nach ist alles
Land entweder Hochland oder Tiefland, und zwar nennt man Hochland
dasjenige, welches sich mindestens 162'" über den Meeresspiegel erhebt.
Nach seiner vertikalen Erhebung aber ist das Land entweder eben oder un-
eben. Daraus ergeben sich vier Hauptgestaltungen des Bodens: 1) Hoch-
ebene (Hochfläche, plateau, Tafelland), d. h. hoch gelegenes und ebenes Land,
2) Gebirgsland, d. h. hoch gelegenes und unebenes Land, 3) Tiefebene
(Niederung), d. h. tief gelegenes und ebenes Land, 4) Hügelland, d. h. tief
gelegenes und unebenes Land. Der Übergang aus den Hochländern in die
Tiefländer wird durch das Stufen- oder Terrassenland vermittelt. Das
Hoch- und das Tiefland sind in den verschiedenen Erdtheilen sehr verschie-
den vertheilt. Auf der östlichen Halbkugel findet sich das größte Hochland
(in Asien) und das größte Tiefland (das asiatisch-europäische mit der Ein-
senkung des Kaspi-Sees in seiner Mitte). Auf ihr erscheint das Hochland
vorzugsweise als ausgedehnte Hochfläche (Afrika und Asien), auf der west-
licken Halbkugel dagegen als ein lang hingestrecktes Gebirge (Amerika).