1901 -
Bunzlau
: Kreuschmer
- Autor: Pohl, A.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Schlesien
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
26 Ii. Betrachtung der natürlichen Gebiete in ihren Teilen.
Seite, bald auf dem Rücken liegend, bald knieend, selten stehend", einen
2 m tiefen und 20 cm weiten Spalt aus; nur an der oberen Seite spart
er sich die mühsame Arbeit. Hier bohrt er in die Mitte ein Loch, „füllt
es mit Pulver, steckt eine Zündschnur hinein und entzündet dieselbe. Rasch
entfernen wir uns." „Ein Blitz, ein Krach, ein dumpfes Poltern, ein
dichter Qualm", und wir sehen einen mächtigen Kohlenblock losgesprengt
und geborsten. Junge Leute, die Schlepper, kommen, um die losgesprengte
Kohle in kleine Wagen, die sogenannten Hunde, zu laden und auf den
Gleisen dem senkrechten Schachte zuzufahren. Dort ladet man die Kohlen
aus den Hunden in große Kästen (Fördergefäße). Ist ein solcher Kasten
gefüllt, so wird er im Schachte durch Maschinenkraft emporgehoben.
Bevor aber der Häuer weiter arbeiten kann, muß die neugeschaffene
Höhlung auch erst wieder mit runden Hölzern verschalt werden. Diese
Arbeit besorgt der Grubenzimmermann. Sie ist notwendig, weil die Decke
sonst sehr leicht niederbrechen und die Bergleute verschütten könnte. Sie
wären dann dem Tode preisgegeben oder müßten mit zerquetschten, mit
gebrochenen Gliedern im verschütteten Raume so lange liegen, bis ihnen
das rastlose Nachgraben ihrer Kameraden Nahrung und frische Luft brächte.
Aber auch die stickenden und schlagenden Wetter (erkläre die Namen!)
bilden eine Gefahr für den Bergmann. Die schlechten Gase werden da-
her (durch Schornsteine, in denen unten die Luft erwärmt wird) aus den
Bergwerken hinausgeleitet, und gute Luft wird durch dicke Röhren dem
Innern zugeführt. Auch das Wasser kann großen Schaden anrichten, in-
dem es in den Gängen so anwächst, daß die Bergleute ertrinken müssen.
Maschinen saugen daher das Grubenwaffer auf und befördern es ins Freie.
Trotz aller dieser Vorrichtungen kommen noch genug Unfälle vorz, und
nie versäumen daher die Bergleute vor der Grubenfahrt gemeinsam zu
beten. Heißt es doch in einem Bergmannsliede:
„Und deckt dich auch der Erde Schoß
tief in dem dunkeln Schacht:
die Vaterhand läßt dich nicht los,
das Vaterauge wacht." (Bergmannsgruß.)
„Wir gehen nun noch einige Zeit im dunklen Schoß der Erde hin,
lvo keine Blume blüht, kein Vögelchen singt, und kommen schließlich wieder
an den Grund des Schachtes, wo wir aus dem Kasten gestiegen waren.
Wir steigen wieder ein und lassen uns hinauswinden. Erst fahren wir
in völliger Dunkelheit, nach und nach wird es lichter, zuletzt umfängt uns
wieder lichter Tag. Wir steigen aus." (Tischendorf.)
Im Freien angelangt, sehen wir, wie die geförderten Kohlen nach
der Verladebühne am Eisenbahngleise (Handzeichnung) gefahren und in die
bereit stehenden Kohlenwagen geschüttet werden. Andere Wagen schaffen
das nutzlose Gestein dorthin, wo wir bereits einen ganzen Berg von Ge-
i) Sylvester 1895 fanden in Hermsdorf bei Waldenburg 31 Bergleute ihren
Tod durch schlagende Wetter.