1904 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Ketzer, Arthur
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen
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Die oberrheinische Tiefebene hat infolge ihrer tiefen Lage und weil die Ge-
birgsumwallung gerade im Sw eine Lücke, die Burgundische Pforte, aufweist, das
wärmste Klima von ganz Deutschland (Dll. Bl. 59; Dg, Bl. 132); daher
gedeihen hier außer Getreide Wein, Obst, Tabak und Kastanien, insbesondere
an den Rändern, wo sich fruchtbarer Löß findet.
Auch für den Verkehr hat die Lücke zwischen Wasgau und Jura Bedeutung;
ferner ist in dieser Hinsicht von Vorteil, daß nach No, wo die Ebene als Wetteran
(benannt nach der Wetter; Nebenfluß der?) vorspringt, bequeme Übergänge zu
beiden Seiten des Vogelsberges hinausführen. Weiter kommt in Betracht, daß die
Hart wegen ihres plateauartigen Charakters und das niedrige Neckarbergland keine
nennenswerten Verkehrshindernisse bilden. Durch die Ebene ziehen die stark be-
nutzten Bahnen:
1. Berlin — (Leipzig—) Frankfurt—basel—st. Gotthard oder Lyon—mar-
seille; 2. Köln—mainz—basel; 3. Berlin—frankfurt—kaiserslautern—metz—
Paris; 4. Paris—straßburg—karlsruhe—wien.
Bis zur Jllmündung kann der Rhein wegen seines starken Gefälles nicht
zur Schiffahrt benutzt werden und hat zur Ansiedelung ungeeignete Ufer (Schotter-
ablagerungen); daher bildet er von Basel an, das zur Schweiz gehört, die Grenze
zwischen Elsaß und Baden. Als Schiffahrtsweg ersetzt den Rhein auf dieser
Strecke der Rhein-Rhonekanal. Die ansehnlicheren Ortschaften liegen hier an
der Jll oder am Fuß der Randgebirge, wie Straßburg, bekannt als starke Festung
und wirtschaftlich wichtig als Handels- und Industriestadt, Sitz der reichsländischen
Universität; Mülhausen (mit bedeutenden Baumwollwebereien und -färbereien),
die Universitätsstadt Frei bürg im Breisgau (in herrlicher Lage hinter dem
Kaiserstuhl). Von Straßburg abwärts, besonders aber von der Neckarmündung
an ist der Rhein eine vortreffliche Wasserstraße. Stapelplatz für die Rheinschiff-
sahrt ist Mannheim, nächst Berlin der bedeutendste Binnenhafen des Deutschen
Reiches. Es übertrifft daher an Bewohnerzahl die Hauptstadt des Großherzogtums
Baden, Karlsruhe, und die Universitätsstadt Heidelberg, ehemals Residenz der
Kurfürsten von der Pfalz, woran noch die Ruinen des prächtigen, von den Fran-
zosen im 3. Raubkriege zerstörten Schlosses erinnern. Das gegenüberliegende
bayrische Ludwigshafen steht Mannheim an Handelsbedentnng wenig nach.
Stillere Städte sind Speyer und Worms, die im Mittelalter ihre Blütezeit gehabt
haben. In den meisten der genannten Städte hat sich auch eine lebhafte In-
dustrie entwickelt, weil auf dem Rhein billig Kohlen aus dem Ruhrbecken herbei-
geschafft werden können.
In der bayrischen Pfalz hat der Weinbau große volkswirtschaftliche Be-
deutung; Mittelpunkt des Weinhandels ist Neustadt an der Hart. In den Mittel-
städten der Hart, wie Kaiserslautern, Zweibrücken und Pirmasens, blühen
mancherlei Gewerbe, begünstigt durch die Nähe des Saarkohlenbeckens.
Im Großherzogtum Hessen hat die Rheinsladt Mainz (welcher Flußmündung
gegenüber?) regeren Verkehr als die Hauptstadt Darmstadt. In der volkreichsten
Stadt des oberrheinischen Gebietes, in Frankfurt am Main, das im Geldhandel
eine hervorragende Stellung einnimmt und das auch mit Sachsen lebhafte Handels-
beziehungen unterhält, trifft der Mainverkehr mit dem von Norddeutschland kommen-
den zusammen. In der Nähe die Industriestädte Hanau (Schmncksachen) und