1897 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Schulze, Hermann
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Wenn sie ihre rauhe Stimme ertönen ließen, so klang es, wie wenn ein schwerer
Lastwagen über einen holprigen Knüppeldamm dahinrasselt.
3. Wie Karl schreiben lernt. Zu Karls Zeiten erachtete es der freie Mann
noch für unwürdig, sich mit Lesen und Schreiben zu beschäftigen. Selbst die Fürsten-
söhne jener Zeit blieben meist ohne alle Bildung. Auch Karl hatte in seiner Jugend
wenig Gelegenheit zum Lernen gehabt. Schreiben lernte er erst im Mannesalter.
Er hatte deshalb immer eine Schreibtafel von Wachs unter dem Kopfkissen liegen,
und nachts, wenn er nic£)t schlafen konnte, zog er sie hervor und übte die schwert-
gewohnte Hand im Führen des leichten Griffels.
4. In der Schule. Am Hofe Karls sollte keiner zu finden sein, der nicht
lesen und schreiben könnte. Deshalb berief er gelehrte Männer zu sich und er-
richtete verschiedene Schulen. An seinem. Hofe hatte er eine Musterschule. Darin
wurden die Kinder seiner Diener, sowohl der hohen als der niedern, unterrichtet.
Einst besuchte er diese Schule. Da bemerkte er, daß die Kinder der Vornehmen
den Kindern der Geringen an Fleiß weit nachstanden. Darüber ward er zornig.
Er ließ die Faulen zu seiner Linken und die Fleißigen zu seiner Rechten antreten.
Dann sprach er zu den fleißigen Schülern: „Ich freue mich, daß ihr so gute
Fortschritte macht. Fahret so fort — dann werde ich euch gar herrliche Bistümer
und Klöster geben!" Hierauf wandte er sich zürnend zu seiner Linken und sprach:
„Ihr Hochgebornen aber, ihr zierlichen und hübschen Leutchen, die ihr traut auf
eure Abkunft und mit Spiel und Nichtsthun die Zeit verbringt — beim Herrn
des Himmels, ich gebe nichts auf euern Adel und auf euer schönes Aussehen.
Wenn ihr euch nicht bessert, so habt ihr von mir nie etwas Gutes zu erwarten."
5. Heerbann. Sachsenkrieg. An der Grenze des Frankenlandes, zwischen
Rhein und Elbe, lebten die heidnischen Sachsen. Diese beunruhigten die Franken
durch häufige Einfälle. Karl beschloß daher, die Sachsen zu unterwerfen und zum
Christentum zu zwingen. Er rief deshalb den Heerbann zusammen. Alle waffen-
fähigen Freien mußten mit ihrem Gefolge erscheinen. Einen Sold bekamen sie
nicht. Jeder mußte für seine Ausrüstung selbst sorgen. Auch hatte sich jeder auf
3 Monate mit Lebensmitteln zu versehen und diese auf einem Karren oder Saumrosse
mit sich zu führen. Mit einem wohlgerüsteten Heere drang Karl ins freie Sachsen-
land ein. In einem heiligen Walde vernichtete er die Jrmensäule. Das war
ein riesenhafter Baum, der nach dem Glauben der Sachsen das All trug. Dann
drang er bis an die Weser vor und machte hier Frieden mit den Sachsen. Unter
Anführung Wittekinds, eines Edelings der Westfalen, empörten sich aber die Sachsen
zu wiederholten Malen gegen Karl. Sie zerstörten die neuerbauten christlichen
Kirchen und erschlugen oder vertrieben die ihnen von Karl eingesetzten Priester.
Einmal (782) vernichteten sie Karls Heer fast vollständig. Da war dessen Geduld
zu Ende. Bei Verden a. d. Aller hielt er Gericht über die Aufrührer und ließ ihrer
4500 hinrichten. Wittekind war entflohen, kehrte aber bald zurück, um die Sachsen
zur Rache für diese Blutthat zu entflammen. Sein Heer wurde jedoch an der Hase
so vollständig geschlagen, daß er den fernern Kampf für den alten Glauben und
die alte Freiheit aufgab. Er ging zu Karl, der ihn sehr freundlich aufnahm, und
empfing mit vielen sächsischen Edlen die heilige Taufe. — Roch mehrmals ver-
suchten die Sachsen, das Joch der Franken abzuschütteln. Aber ihr Widerstand
erlahmte nach und nach, bis sie sich endlich nach 31 Jahren Karl vollständig
unterwarfen.
6. Bekehrung der Sachsen. Um das Heidentum auszurotten, verordnete Karl:
Wer die Taufe verschmäht oder die Toten verbrennt oder den Götzen opfert, soll des
Todes sterben. Zur Ausbreitung der christlichen Lehre gründete Karl die Bischofs-
sitze in Münster, Minden, Halberstadt, Osnabrück, Bremen u. s. w.