1897 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Schulze, Hermann
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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großen Reichtum geschaffen, von dem die großen Dörfer mit ihren stattlichen Häusern
deutlich Zeugnis ablegen. Der Hauptort dieses Laudstrichs ist Licgnitz (Gemüsebau).
7. Die Tarnowitzer Höhen im Südosten der Provinz sind ihres Sandbodens
wegen größtenteils mit Kiefern bestanden. Doch tragen sie auch Laubwälder. In ihrem
Innern aber ffnden sich unermeßliche Schätze an Steinkohlen. Auch siud sie sehr reich
an Erzen, aus denen Eisen, Zink, Blei u. s. w. gewonnen wird. Der Mittelpunkt
dieser dicht bevölkerten Gegend ist Königshütte, eine Stadt, die heute 45 000 E.
zählt, vor 50 Jahren aber noch ein Dorf mit einigen Hundert Bewohnern war.
k. Die Provinz Brandenburg. (40 T. qkm — 4,5 M. E. — 1/2o kath.)
1. Bodcnbeschasfenhcit. Durch den nördlichen Teil der Provinz zieht sich
ein fruchtbarer Landrücken hin, der zum Teil mit prächtigen Buchenwäldern be-
standen ist. Im Süden liegt der unfruchtbare Fläming. Zwischen beiden Höhen-
zügen bildet das Land eine muldenartige Vertiefung. In vielen Gegenden ist der
Boden sandig, weshalb Brandenburg ehemals scherzweise „die Streusandbüchse des
hl. römischen Reiches" genannt wurde. Doch hat das Land auch recht fruchtbare
Stellen, namentlich an den Flüssen. (Spreewald, Oderbruch, havelländisches Luch.)
2. Flüsse. Der Hauptfluß der Provinz ist die Oder. An ihr liegen Frank-
furt und die Festung Küstrin. Bei Küstrin beginnt der fruchtbare Oderbruch. Der
zweitgrößte Fluß der Provinz ist die Havel. Sie kommt aus Mecklenburg und
erweitert sich oft seenartig. Mit der Oder ist sie durch den Finowkanal, mit der
Elbe durch den plaucschcn Kanal verbunden. An ihrer Mündung in die Elbe
liegt Havclberg; weiter stromaufwärts liegen Brandenburg, die ehemalige Haupt-
stadt der Mark, sowie Potsdam, wo Friedrich d. Gr. sein Sanssouci erbaute
und Kaiser Wilhelm I. so gern im Park und Schloß Babelsberg weilte. Bei der
Festung Spandau nimmt die Havel die Spree auf. Sie kommt vom Lausitzer
Gebirge und ist mit der Oder durch den Friedrich Wilhelms-Kanal verbunden.
3. Der Spreewald. Zwischen Lübben und Kottbus dehnt sich der etwa
45 km lange Spreewald aus. Früher war er ein sumpfiger Wald, jetzt ist er meist
in fruchtbares Wiesen- und Gartenland verwandelt. Die Spree hat hier wenig Ge-
fälle und teilt sich daher in mehr als 300 Arme. Diese vertreten im Spreewalde
die Stelle der Straßen. Alles, was anderswo zu Fuß, zu Pferde oder zu Wagen
abgemacht wird, verrichtet man hier in Kähnen. Im Kahne fährt hier der Bauer-
aufs Feld, und im Kahne bringt er seine Ernte nach Hause. Ein Kahn trägt die
Kinder zur Schule, die Erwachsenen zur Kirche, das Kind zur Taufe, die Leiche
nach dem Friedhofe. Aus dem Kahne überreicht der Postbote den Brief, und zu
Kahne verfolgt selbst der Förster den Holzdieb. Sind dagegen im Winter die vielen
Gräben zugefroren, so schnallt sich jung und alt Schlittschuhe an und gleitet über die
spiegelglatte Fläche dahin. — Die Bewohner des Spreewaldes sind Nachkommen
der Wenden. In einigen Kirchen wird noch heute in wendischer Sprache gepredigt.
4. Berlin (1,7 M.) wird von 2 Armen der Spree durchflossen. An einem Arme
liegt das königliche Schloß, dessen mit Kupfer gedeckte Kuppel alle andern Gebäude der
Stadt überragt. Vom Schlosse aus gelangt man durch die Anlagen des Lustgartens
nach dem Museum. Darin sind Gemälde, Bildsäulen u. a. Kunstsachen ausgestellt. Über-
schreiten wir jetzt die Schloßbrücke, so betreten wir die schönste Straße der Stadt: „Unter
den Linden". Sie ist sehr breit und in der Mitte mit 4 Reihen Linden bepflanzt. Gleich
am Anfange der Straße steht zur Linken das Palais des Kaisers Wilhelm, ihm gegenüber
das prachtvolle Reiterstandbild Friedrichs d. Gr. Am Ende der Straße beflndet sich das
Brandenburger Thor. Es hat 5 Durchgänge, von denen der mittlere nur für die Wagen
des Hofes bestimmt ist. Auf dem Thore steht der Siegeswagen, bespannt mit 4 Rossen und
gelenkt von der Siegesgöttin. Vor dem Brandenburger Thore erhebt sich auf dem Königs-
platze die 1873 errichtete Siegesfäule. Hier auch beginnt der berühmte Tiergarten, der
Lieblingsaufenthalt der Berliner. — Der große Verkehr in der Stadt wird durch
Droschken, Omnibusse und Pferdeeisenbahnen vermittelt. Auch das Dampfroß saust auf
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