1897 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Schulze, Hermann
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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scheidet demnach selbstleuchtende und dunkle Körper. Zu den selbstlenchtenden ge-
hören die Sonne (die größte Lichtquelle), alle glühenden und brennenden Körper,
das Johanniswürmchen, faulendes Holz u. s. w. — Alle dunkeln Körper werden
erst sichtbar, wenn das Licht leuchtender Körper auf sie fällt. — Fällt das Sonnen-
licht durch eine Öffnung des Fensterladens in ein dunkles Zimmer, so sieht man
die Staubteilchen der Luft stets durch einen Lichtstrahl in gerader Linie erleuchtet.
Das Licht verbreitet sich stets in geraden Linien. Wie erklärt sich daraus
die Entstehung des Schattens?
29. Zurückweisung der Lichtstrahlen, a. Halten wir in einem Zimmer ein
Stück von gewöhnlichem Spiegelglase so in der Hand, daß es von den Strahlen
der Sonne oder einer Kerze in schräger Richtung getroffen wird, so zeigt sich an
der Wand ein heller Fleck. Die Lichtstrahlen können nämlich nicht durch das
Spiegelglas hindurch, sondern prallen von diesem zurück wie ein Gummiball von
einer Mauer. — b. Sehen wir in einen Stubenspiegel, in einen blanken Metall-
knopf, in eine ruhige Wasserfläche u. s. w., so erblicken wir darin unser Bild.
Die Lichtstrahlen nämlich, die von unserm Körper ausgehen, fallen ans die blanke
Fläche, werden von ihr zurückgeworfen und gelangen so in unser Auge. Von
sehr glatten Flächen werden die Lichtstrahlen so zurückgeworfen, daß
Bilder der Gegenstände entstehen, von denen sie ausgehen.
30. Der ebene Spiegel. Sehen wir in eine Glasscheibe, die keinen dunkeln
Hintergrund hat, so erblicken wir unser Bild darin nicht. Hängen wir aber hinter das
Glas eine dunkle Schürze, ein Stück blaue Pappe oder irgend einen andern dunkeln
Gegenstand, so spiegelt sich deutlich unser Bild in dem Glase. Unser gewöhnlicher
Stubenspiegel, auch der „ebene" Spiegel genannt, besteht aus einer Glasscheibe,
die auf der Hinterseite mit einem Gemisch von Quecksilber und Zinn belegt ist.
— Hänge den Spiegel senkrecht und halte eine Bleifeder mit der Spitze nach
oben senkrecht davor! Ihr Bild erscheint im Spiegel ebenfalls senkrecht und
mit der Spitze nach oben. Lege den Spiegel wagerecht! Das Bild der Blei-
feder erscheint zwar auch senkrecht, aber mit der Spitze nach unten. Ähnliche
Erscheinungen bietet der Wasserspiegel. Die Bilder der Bäume, Häuser und
Menschen erscheinen darin auf dem Kopfe.
31. Hohlspiegel. An Wandlampen, Wagenlaternen, Lokomotiven u. s. w.
sind häufig sog. Blenden angebracht. Sie sind meist aus blank poliertem Metalle
gefertigt und haben den Zweck, die Leuchtkraft der Lichtflamme zu verstärken. Eine
solche Blende heißt auch Hohlspiegel. Sie gleicht nämlich einem an seiner innern
Fläche spiegelnden Stück einer Hohlkugel. Eine gerade Linie, die den Mittelpunkt
des Hohlspiegels mit dem Mittelpunkte der Hohlkugel (dem Krümmungsmittelpunkte
des Spiegels) verbindet, heißt die Achse des Hohlspiegels. Läßt man parallel
mit dieser Achse die Sonnenstrahlen auf den Hohlspiegel fallen, so werden sie von
ihm zurückgeworfen und zwar so, daß sie sich alle in einem Punkte vereinigen.
Diese zurückgeworfenen Strahlen lassen sich aus einem Blatte Papier auffangen,
das rechtwinklig zur Achse des Spiegels gehalten und ans ihr in entsprechenden
Grenzen in der Längsrichtung der Achse bewegt wird. Sie werden dann als ein
kleiner heller Fleck sichtbar. Da aber, wo dieser Fleck am kleinsten ist, ist ihr
Vereinigungspunkt. Er heißt der „Brennpunkt". Stellt man in einem dunkeln
Zimmer eine Lichtflamme genau in den Brennpunkt des Hohlspiegels, so wird
die Beleuchtung heller, als wenn sie nicht in dem Brennpunkte steht. (Versuche
mit einem bedruckten Blatte Papier.) Die Lichtstrahlen werden nämlich von dem
Hohlspiegel alle parallel mit der Achse zurückgeworfen. Sie können daher nicht
wie gewöhnlich nach allen Seiten hin auseinander lausen, sondern werden gezwungen,
sich alle nach einer Richtung hinzuwenden. So erklärt es sich, weshalb in dieser