1884 -
Braunschweig
: Wollermann
- Autor: Schulze, Hermann, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch, Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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dieser die großen Fähigkeiten und den militärischen Geist seines Sohnes. „O mein
Gott,"rief er vor seinem Ende aus, „ich sterbe zufrieden, da ich einen so würdigen
Sohn zum Nachfolger habe." Hier in Rheinsberg umgab sich auch der Kronprinz
mit einem Kreis von Gelehrten und Künstlern, in deren Gesellschaft er seine Neigung
zu Kunst und Wissenschaft zu befriedigen suchte. Mit Vorliebe beschäftigte er sich mit
französischen Büchern, wie er denn überhaupt an französischer Sprache und französi-
schem Wesen viel Gefallen fand.
6. Wegierungsanlritt. 1740. 28 Jahre alt, bestieg Friedrich den Thron. Gleich
seine ersten Schritte erwarben ihm die Zuneigung des Volkes. Der strenge Winter des
Jahres 1739 -1740 hatte eine große Teurung hervorgerufen; um derselben abzuhelfen,
liest er die Vorratshäuser öffnen und das Korn zu billigen Preisen an die Armen ver-
kaufen. Auch schaffte er die Riesengarde ab, denn sie war ihm zu teuer: sdafür aber ver-
mehrte er das Heer in kurzer Zeit um 20000 Mann. Unermüdlich war der König für sein
Volk thätig. Sein Grundsatz war: „Ich bin des Staats erster Diener."
62. Die beiden ersten schkestschen Kriege. 1741—1742 und
1744-1745.
1. Ansprüche auf Schlesien. Bald nach Friedrichs Thronbesteigung starb der
Kaiser Karl Vi. Er hinterließ nur eine Tochter, Maria Theresia, welche seinem
Willen gemäß Erbin seiner östreichischen Länder lverden sollte. Aber der Kurfürst von
Bayern beanspruchte die Nachfolge. Die junge Kaiserin mußte sofort für ihre Krone
gegen ihn ins Feld ziehen. Das, meinte Friedrich, sei eine günstige Gelegenheit für
ihn, sich Schlesien zu erwerben. Nach einem alten Erbvertrage (Seite 78) hätte schon
der große Kurfürst das Land erben müssen; aber der damalige Kaiser hatte es in
Besitz genommen und den Kurfürsten mit dem Schwiebuser Kreise abgefunden. Sofort
schrieb Friedrich an Maria Theresia, er sei bereit, ihr gegen alle ihre Feinde beizu-
stehen, wenn sie ihm dafür Schlesien abtreten wolle. Aber noch ehe die Antwort eintraf,
besetzte er Schlesien mit seinen Truppen. Maria Theresia aber ließ ihm sagen, er solle
sofort Schlesien räumen und froh sein, wenn sie ihm den Angriff verzeihe.
2. Der erste schlesische Krieg. Am 10. April 1741 kam es bei Mollwitz in
Schlesien zur Schlacht; beide Heere waren an Stärke einander gleich. Aber die östreichische
Reiterei war der preußischen überlegen, sprengte sie auseinander und nahm die Kanonen.
Schon schien es, als würde sie den Sieg gewinnen. Da griff Schwerin mit dem Fuß-
volk an. Die beiden ersten Glieder luden und schossen auf den Knien, während die
beiden folgenden über sie hinwegfeuerten. Die Östreicher hatten ein solches beständiges
Feuern noch nie erlebt, waren bald nicht mehr heranzubringen und gerieten in Ver-
wirrung. Als nun Schwerin noch einmal einen Hauptangriff machte, wurde der
Feind geschlagen und zog sich zurück. Friedrich behielt ganz Schlesien.
3. Der zweite schlesische Krieg. Zwei Jahre später begann der zweite schlesische
Krieg. Bei Hohenfriedberg erkämpfte Friedrich einen glänzenden Sieg. Als dann der
alte Dessauer auch noch die Sachsen bei Kesselsdorf schlug, da mußte sich Maria
Theresia wieder zum Frieden entschließen und auf Schlesien Verzicht leisten.
63. Der 7jährige Krieg. 1756—1763.
1. Ursache. Maria Theresia konnte den Verlust Schlesiens nicht verschmerzen;
so oft sie einen Schlesier sah, traten ihr Thränen in die Augen. Als sie daher mit
ihren übrigen Feinden Frieden geschlossen hatte, dachte sie sofort daran, Schlesien
wieder zu erwerben. Daher sah sie sich nach Bundesgenossen um; solche fand sie an
Frankreich, Rußland. Sachsen und Schweden. Es wurde verabredet, 1757 unvermutet
über Friedrich herzufallen und ihm einen Teil seiner Länder abzunehmen.
2. Lowositz. 1756. Friedrich erhielt von diesem geheimen Bündnis Kunde. Ehe sich
die Feinde^dessen versahen, stand er mit seiner Armee in Sachsen^und schloß die sächsische