1884 -
Braunschweig
: Wollermann
- Autor: Schulze, Hermann, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch, Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Waren aber nur in großen Posten (en gros) an Wiederverkäufer ab; der Kleinhan-
del dagegen wird in mehr als 600 Buden auf dem Augustusplatze betrieben. Für
„Meßvergnügen" ist auf dem Roßplatze gesorgt. Hier findet man Tierbuden, Kunst-
reiter, Taschenspieler, Wachsfigurenkabinette u. a. Sehenswürdigkeiten, und Karussels,
Musikbanden und Drehorgelspieler machen dazu einen wahren Höllenlärm. Dreimal
im Jahre, zu Neujahr, Ostern und Michaelis, wiederholt sich die Messe; sie dauert
jedesmal 3 Wochen. Die Hauptmesse ist die Ostermefie; dieselbe wird mit der Buch-
händlermesse geschlossen. (L- ist nämlich der Mittelpunkt des deutschen Buchhandels).
5. Aas Oroßherzogtum Waden.
Überschau. Bodenverhältnisse: Baden liegt an der rechten Seite des Oberrheins
und ist znr einen Hälfte von der oberrheinischen Tiefebene und zur andern von dem
Schwarzwalde angefüllt. Die Ebene gehört zu den fruchtbarsten Landstrichen Deutschlands
und bringt außer Getreide auch viel Wein hervor, im Norden auch Tabak. Die dem Rhein
hier vom Schwarzwalde zuströmenden Flüsse sind Kinzig. Murg und Neckar. Die Haupt-
stadt des Landes ist Karlsruhe. Im Mittelpunkte der Stadt liegt das Schloß, von dort
ans gehen 11 Hauptstraßen in schnurgerader Richtung nach allen Himmelsgegenden. An-
dre wichtige Städte sind: Heidelberg, Mannheim. Freiburg und Konstanz. In letztrer
Stadt wurde Huß 1415 verbrannt. Als Badeort ist Baden-Baden (in einem schönen Thale
des Schwarzwalds) bekannt.
1. Der Schwarzwald, welcher steil aus der Rheinebene emporsteigt, begleitet
den Rhein von Basel bis zur Neckarmündung. In den sonnigen Thalgründen des
südlichen Schwarzwalds erfreuen üppige Wiesen und blühende Obstgärten das Auge.
Die Berglehnen tragen herrliche Eichen- und Buchenwaldungcn. Weiter oben begin-
nen die finstern Tannenwälder, die dem Gebirge den Namen gegeben haben. Hier
wollen kaum noch Hafer und Kartoffeln gedeihen. Höher hinauf hört aller Ackerbau
lauf, und die Nadelhölzer schrumpfen bald zu niederm Krummholz zusammen. Aus
den Hochebenen, auf denen selbst im Sommer ein winterliches Klima herrscht, ragen
kahle Bergeskuppen empor, von denen der Feldberg am höchsten ist (1500 m). Die
Hochebenen sind von tiefen Schluchten und zahlreichen Seen unterbrochen. Am be-
kanntesten ist der Mummelsee, der nach der Sage von Nixen bewohnt ist. Am Fuße
des steilen Westabhangcs reifen Trauben, Wallnüsse, süßes Obst und selbst Mandeln
und edle Kastanien. In den Thälern des Schwarzwaldes sieht man schmucke Städte
und ansehnliche Dörfer; im Gebirge dagegen bestehen die Dörfer aus vereinzelt lie-
genden niedern Häusern und Hütten. Diese sind aus Holz erbaut und von einem
weitüberspringenden Schindel- oder Strohdache bedeckt. Der Reichtum des Schwarz-
wülders ist der Wald. Die mächtigen Baumstämme (sog. Holländer) werden zu Flö-
ßen vereinigt und auf dem Neckar und Rhein nach Holland gebracht. Auch daheim
wird nicht gefeiert. Dort sitzen in ihren niedern Hütten die fleißigen Arbeiter und
Arbeiterinnen und flechten Strohhüte; die kunstgeübten Hände aber verfertigen die
weltberühmten „Schwarzwälder Uhren."
2. Heidelberg (24 T.) liegt am Neckar in einem anmutigen Thale, das von herr-
lichen, kühngeformten Bergen umschlossen ist. Der Kreuzungspunkt der Bergstraße und
der Wasserstraße des Neckar waren die Veranlassung zur Ansiedelung hier. Auf dem
Gaisberge liegen die Ruinen eines alten Schlosses. Der Keller desselben birgt das
weltberühmte Riesenfaß, welches mehr als 236000 Flaschen Wein faßt. Es ist vor
Zeiten von einem Pfalzgrafen vom Rhein gebaut, der an Festtagen in dem kühlen
Keller oben auf dem Fasse mit seinen Gästen saß und von dem Weine zechte, der
durch Pumpen aus dem Fasse herausgebracht wurde. Es hat eine Länge von 13 m
und eine Höhe von 9 m. In Heidelberg befindet sich auch eine Universität.
6. Das Hroßyerzogtum Kessen.
Überschau. Es besteht aus 2 getrennt liegenden Teilen, der eine liegt nördlich, der
andre südlich vom Main. Bodenverhältnisse: Der nördliche Teil bildet die Provinz