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1. Heimatkundliches Lesebuch - S. 9

1912 - Danzig : Kasemann
9 worden. Das weite Alluvialland des Weichseldeltas bildet den übrigen Teil des Südrandes der Danziger Bucht. Im Westen treten unter einer diluvialen Decke wieder tertiäre Bildungen an die See heran, so bei Hoch-Redlau, an der Oxhöfter Kämpe und weiter nördlich zwischen Rixhöft und dem Dorfe Chlapau. Gegen den Rand der Putziger Wiek haben sich in den Buchten Torfbildungen vorgeschoben, zwischen denen die tertiär-diluvialen Kämpen inselartig emporragen. Für die Beurteilung des inneren Aufbaues des Untergrundes der Danziger Bucht ist die weit vorspringende Landzunge Hela von Bedeutung. Sie bietet die Möglichkeit, durch Tiefbohrungeu Bodenproben aus dem eigentlichen Untergründe zu erhalten. Diese Bohrungen haben gelehrt, daß der feste, anstehende Untergrund der Danziger Bucht der Kreideformation angehört, genau so wie der tiefere Untergrund in ganz Westpreußen und überhaupt im Gesamtgebiet des baltischen Landrückens und weiter des nord- deutschen Flachlandes. Auf diesem ungestört sich ausbreitenden Kreideboden lagern Sande, Tone, Kiese und Geröllsteinmassen, die mit dem Schleppnetz und Senkblei vom Schiffe aus erreicht werden können. Für die Ostsee gilt im allgemeinen der Satz, daß ihre Vertiefungen und Aufragungen durch Absenkungen größerer oder kleinerer Partien zwischen stehengebliebenen oder emporgepreßten Horsten entstanden sind. Hiernach wäre die Danziger Bucht mit ihren ungewöhnlich tiefen, schnell abfallenden Gründen als eine solche Absenkung oder ein Beckeneinbruch zwischen stehen- gebliebeneu Horsten im Westen und Osten anzusehen. Für diese Vermutung ist ein sicherer Beweis bisher aber nicht erbracht worden. Im Gegenteil, die erwähnten Tiefbohrungen auf der Landzunge Hela machen es wahr- scheinlich, daß mindestens der westliche Teil der Danziger Bucht auf der- selben ungestört liegenden, großen Kreidescholle ruht, die den anstehenden Untergrund der benachbarten Festlandsgebiete bildet. Für die Danziger Bucht sind hiernach weniger oder gar nicht solche Senkungsvorgänge maß- gebend, vielmehr tritt hier das im Bereich der Ostsee wirkende zweite, das eiszeitliche Machtmittel in den Vordergrund. Die einst von Norden her vorgeschobenen gewaltigen Gletschereismassen haben wie an vielen anderen Stellen des Ostseebeckens, so auch im Gebiet der Danziger Bucht die dem alten Kreidebvden aufgelagerten lockeren Tertiärschichten abgeschürft, während diese Schichten zu beiden Seiten stehen blieben. Warum die jetzt hoch auf- ragenden Ränder im Westen und Osten von jener Abschürfung verschont ge- blieben sind, weiß man zur Zeit nicht. Eher läßt sich aber noch die Frage beantworten, ob die Danziger Bucht immer schon ein von Wasser bedecktes Stück der Erdrinde gewesen ist. Sehen wir von den älteren Perioden der Erdgeschichte ab, deren topo- graphische Verhältnisse den gegenwärtigen gar zu fremd gegenüberstehen, so ergibt sich aus dem Vorhergehenden, daß Meereswasser zur Kreidezeit das ganze norddeutsche Flachland, also auch unser Gebiet, bedeckte. Auch das alt- und jung-tertiäre Meer überflutet es in wechselnder Ausbreitung. Diese Wasserbedeckung muß bis in jene Zeit bestanden haben, da die skandinavischen Jnlandeismassen sich Norddeutschland zu nähern begannen. Sie erst haben höchstwahrscheinlich diesem Meere durch Verdrängung ein Ende gemacht. Eine andauernde, ununterbrochene Wasserbedeckung der Danziger Bucht besteht hiernach erst vom Schlußabschnitt der Eiszeit. Zunächst wogte am
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