1912 -
Danzig
: Kasemann
- Autor: ,
- Hrsg.: Gehrke, Paul, Schwandt, Wilhelm, Preuß, H., Hecker, Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Seminar, Präparandanstalt, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Schloßberg bei dem Dorfe Wordel. Bei Machlin besaßen die Johanniter
eine Johannisburg am See und bei dem Dorfe Schrotz, in spätpolnischer
Zeit Starostensitz, hat es- ein „Castrum" gegeben, dessen Lage sich aber
nicht mehr bestimmen läßt. Heute stehen noch burgähnliche Schlösser in
Tiitz, Klausdors und Märk.-Friedland. Das erstere, ehemals der
vornehmste Sitz der Wedells, hat in seinen ältesten Teilen aber nur einzelne
Reste aus dem 16. Jahrhundert, die beiden andern sind erst im 17. und
18. Jahrhundert erbaut, jedoch standen an ihrer Stelle einst ältere Burgen.
Die evangelischen Kirchen sind meistens in neuerer Zeit erbaut, und
auch die katholischen Gotteshäuser haben kein hohes Alter. Bon den
Mönchsorden hat sich keiner im Gebiete des Kreises niedergelassen, so daß
auch Klöster fehlen, nur die Jesuiten gründeten zu Anfang des 17. Jahr-
hunderts in Dt. Krone ein Kollegium und errichteten daselbst eine Schule
(1665), die nach Aufhebung des Jesuitenordens 1781 in ein Königliches
Gymnasium umgewandelt wurde, das noch heute im Volksmunde „Kloster"
heißt.
Die Besiedelung durch Leute aus verschiedenen Gegenden des Vater-
landes hat die Folge gehabt, daß ein einheitliches Plattdeutsch, wie
in Pommern, Mecklenburg und im Werder, in dem kleinen, in sich ab-
geschlossenen Bezirk nicht herrscht, sondern es hat fast jedes Dorf eine
andere Aussprache und gewisse Spracheigentümlichkeiten.
Paul Gehrke.
Drei Tage in der Tucheler Heide.
i§in sonniger Sommerinoxgen! Die Eisenbahn führt uns „schnellen
Flugs" durch den Norden des Kreises Pr. Stargard mit seiner landschaft-
lichen Schönheit, den vielgestaltigen Schluchten, den blumigen Tälern und
den freundlichen Mischwäldern. Liebliche Bilder, die inniges Entzücken und
tiefe Begeisterung in unserer Brust auslösen! . . . Plötzlich — zwischen den
Stationen Hochstüblau und Frankenfelde — nimmt die Landschaft einen
anderen Charakter an. Der Zauber des baltischen Landrückens verschwindet,
und vor unseren Blicken dehnt sich eine weite, mit Föhren besetzte Hochebene.
Eine beklemmende Einförmigkeit! Nur hin und wieder leuchtet die weiße
Rinde der Birken zwischen den rissigen Kiefernstämmen hervor; nur hin und
wieder finden sich stillträumende Erlenhorste in zerstreuten Waldmooren und
unterbrechen das Einerlei des Vegetationsbildes. „Die Tucheler Heide!"
ruft einer unserer Reisegenossen. — Die Tucheler Heide, das Ziel unserer
Fahrt!
In Czersk, einem lebhaften Marktflecken, der durch seine Holzindustrie
weit über die Provinz hinaus bekannt ist, verlassen wir den Eisenbahnzug
Über den Bahndamm hinweg führt uns der Weg zum Heidewalde. Der
schattenlose Wald, die Kiefernheide umfängt uns. Auf weite Strecken vermissen
wir jedes Unterholz; an anderen Stellen tritt uns der immergrüne und
formenreiche Wacholder zuweilen in stattlichen Exemplaren entgegen. Der
Waldboden ist vielfach mit einigen in dichten Teppichen auftretenden Moos-