1912 -
Danzig
: Kasemann
- Autor: ,
- Hrsg.: Gehrke, Paul, Schwandt, Wilhelm, Preuß, H., Hecker, Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Seminar, Präparandanstalt, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 104
gelb leuchten, ein selten farbenprächtiges Bild zeigen. Als seltenes Glied
der westpreußischen Waldhölzer tritt die Elsbeere bald einzeln, bald in
kleinen Gruppen in mehr als 100 älteren Stämmen auf. Hier besitzt unsere
Provinz ihren schönsten und reichsten Elsbeerenbestand. — Im nördlichen
Teile der Chirkowa ist die Stieleiche Charakterbaum. Leider ist auch hier
schon im Laus der Zeit Streifen um Streifen abgetrieben und mit Eichen-
schonungen verschiedenen Alters bestanden, zwischen denen sich der alte Hoch-
wald kulissenartig hindnrchschiebt. In ihm macht sich ein reiches Vogelleben
bemerkbar: Kernbeißer, Trauerfliegenfänger, Spechtmeise, Rotkehlchen, Buch-
sink, Eichelhäher, Fitislaubvogel, Waldlaubvogel, Grünspecht, Schwarzamsel,
Blaumeise, Goldammer und viele
andere Arten der gefiederten Welt
bauen hier ihre Nester. Als Selten-
heit für die Provinz gilt der hier
vorkommendezwergfliegenfänger,der
zu den lieblichsten Gestalten der hei-
mischen Vogelwelt gehört.
Am Schwarzwasser entlang über
Klinger nach den Zatokken, das ist
unser nächstes Ziel! Tief unten das
rauschende Schwarzwasser, hoch oben
der dunkle Wald . . .
Das „Franzosenpflaster" bei
Klinger, das der große Korse auf
seinem Zuge nach Rußland von den
Anwohnern fertigstellen ließ, um
seine Kanonen leicht über den steilen
Anberg des Schwarzwasserufers zu
bringen, erinnert uns an ein be-
deutungsvolles Stück unserer vater-
ländischen Geschichte.
Nach 2'Zsündiger Wanderung
ans dem hohen bewaldeten Schwarz-
wasserufer erreichen wir die Zatokken.
Ein anmutiges landschaftliches Rund-
gemälde breitet sich vor unseren
Blicken aus: Dunkle Föhren, mit knorrigen Eichen untermischt, umrahmen
ein freundliches Wiesental, das von den glitzernden Wellen des Schwarz-
wassers und des Lasafließes durcheilt wird. An den Waldrändern öffnen
sich tiefe Schluchten, über die Eichen, Linden und Buchen ihre Kronen breiten;
zierliche Farnwedel, Anemonen, Goldnessel, Waldmeister, Sauerklee u. a. weben
den zartgrünen Bvdenteppich.
In den Wald! Eine geheimnisvolle Stille umfängt uns. Das geschlossene
Laubdach der Buchen gewährt nur hin und wieder einem neugierigen Sonnen-
strahle Einlaß.
„Wir gehn auf taubeperltem Pfad Gehn in der Hallen weite Pracht,
Durch schlankes Gras, durch duftiges Moos, Wo endlos Söul' an Säule steht.
Durch frischer Lüfte stärkend Bad ! Und durch der Schatten hehre Nacht
Dem grünen Dickicht in den Schoß; Des Unsichtbaren Schauer weht." -